Es war ein regnerischer Mittwochmorgen im April. Die JuAr Basel-Leute mussten sich im Entre des Hauses der Katholischen Universitätsgemeinde an der Herbertsgasse zunächst mal das Wasser von Jacken, Velo-Ponchos und Schirmen schütteln, bevor sie wirklich angekommen waren. Angekommen, um einen halben Tag lang an einer Strategie-Retraite teilzunehmen und aktiv mitzuwirken. Für Speis, Trank und Zwischenverpflegung war gesorgt. Im ersten Stock des Gebäudes gab es nebst dem grossen Saal, in dem sich das Plenum versammelte, auch kleinere Räume, die sich für Gruppenarbeiten und Diskussionen eignen.
Ausblick und Rückblick
Dieser Arbeitsmorgen war ein ganz besonderer, an dem fast alle unserer Mitarbeitenden teilgenommen und engagiert partizipiert haben. Schliesslich stand ein Thema im Zentrum, das sie alle betrifft: die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung unserer Organisation – und die Auswirkungen der strategischen Arbeit auf den Alltag bei JuAr Basel. Titel der Veranstaltung: «Eine Strategie von uns für uns, Rückblick und Ausblick». Partizipative Prozess- und Strategiearbeit unter Einbezug von Mitarbeitenden, Geschäftsleitenden und Vorstandsleuten hat in unserer Organisation inzwischen eine lange Tradition. Vor etwa 18 Jahren haben wir mit einem Gender-Prozess angefangen, danach haben wir einen Organisationsentwicklungsprozess gemacht, der für uns eine neue Arbeitsebene geschaffen hat. Das Modell war von Anfang an folgendermassen: Arbeitsgruppen, zusammengestellt aus allen Bereichen unserer Organisation, befassen sich vertieft mit den Strategiethemen, von sorgfältig ausgesuchten Profis begleitet, informieren regelmässig über Erkenntnisse und Entscheidungen. Immer gehörten an bestimmten Terminen Plenumsveranstaltungen zum Programm.
Stimmiger Spannungsbogen
Jener Temin am regnerischen Mittwochmorgen markierte den Abschluss der Strategie-Periode 2019 – 2023. Bei dieser strategischen Arbeit hat uns die «advocacy AG» begleitet, mit der wir schon früher gute Erfahrungen gemacht hatten. Dominik Büchel und Petra Hieber, die beide für diese wissensgetriebenen Kommunikations- und Strategieagentur arbeiten, haben uns durch den Prozess geführt – und natürlich auch durch die Plenumsveranstaltung. Sie sorgten für einen fliessenden Ablauf, einen stimmigen Spannungsbogen, einen Wechsel aus Gruppenarbeiten und Versammlungen im grossen Saal. Die beiden Profis schafften es, die grosse Versammlung zu motivieren und zu aktivieren. Die acht Gruppen waren schon im Vorfeld zusammengestellt worden, um eine möglichst gute Durchmischung zu schaffen. Die Erkenntnisse, die dann im grossen Kreis präsentiert wurden, waren alle relevant, verständlich, praxisnah. Eine – zufällig bestimmte – «Nostradamus-Gruppe» beobachtete und reflektierte die Gruppenarbeiten mit dem Blick in die Zukunft.
Engagiert und Differenziert
Über die Praxis und die Strukturen dahinter wurde während der Gruppenarbeiten intensiv diskutiert. Fragen wie «wo und wie habt ihr im Alltag die Strategie konkret gespürt und erlebt?», «wie hat sich die Strategie auf die Steuerung und Entwicklung der Organisation ausgewirkt?» und «wie sollen die Mitarbeitenden in die Erarbeitung der neuen Strategie miteinbezogen werden?» befeuerten die Diskussionen. Es war beeindruckend, wie engagiert und differenziert sich die Diskussionen gestalteten. Hier wurde der richtige Ton getroffen. Immer wieder erhoben die Themen Personalmangel, Angebote, die überrannt werden, und Ressourcenmangel ihr Haupt. Auf der positiven Seite wurden die gute Kultur in unserer Organisation, die Gestaltungsfreiheiten der Mitarbeitenden und die grosse Flexibilität betont, die es erlaubt, auf neue Jugend-Trends und -Themen schnell zu reagieren. Grosse Hoffnung wird in die Regierung und den Grossen Rat unserer Stadt gesetzt, weil nun ein Prozess im Gang ist, der unserer Offenen Jugendarbeit dringend benötigte Mittel bringen kann.
Flexibel bleiben
Der Morgen hat gezeigt, dass JuAr Basel auf einem guten Weg ist. Wenn wir es weiterhin schaffen, flexibel zu bleiben, unser grosses Beziehungsnetz zu pflegen, die richtigen Leute an den richtigen Orten zum Einsatz zu bringen, eine flüssige, unkomplizierte Zusammenarbeit zu erhalten, bei der die Bedürfnisse der Mitarbeitenden im Zentrum stehen, die ihrerseits auf die Bedürfnisse der Jugendlichen reagieren, dann bleibt das auch so. Am Ende der Retraite herrschte eine gelöste Stimmung. Bei Kaffee, Sandwiches und Gipfeli wurde weiter diskutiert. Und der Regen hatte nachgelassen.
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