Angefangen hat es 2004 im Schützenmattpark, im Umfeld des Bandproberaumes des Jugendzentrums Neubad. Eine junge Gruppe von Nutzer*innen, angeführt von Sabrina Tschachtli, die später jahrelang eine tragende Kraft beim Pärkli Jam war, rief das Festival ins Leben. Im Wesentlichen ist das Festival heute noch ähnlich organisiert, nur in deutlich grösserem Massstab – und seit 2010 findet das Pärkli Jam im St. Johanns-Park statt. Jährlich zieht das Festival bis zu 15’000 Menschen an. Die Crew besteht aus Dutzenden kulturbegeisterten jungen Menschen unter 25 Jahren, die vom Team des Badhuesli – Jugend & Kultur und ehemaligen ressortverantwortlichen Pärkli Jamer*innen gecoacht werden. An einem Wochenende, dieses Jahr vom 21. bis zum 23. Juni, treten über 70 junge Musik- und Tanzformationen auf, die meisten aus der Region. Zusätzlich gibt es Angebote für Kinder, kreative Aktivitäten sowie Speisen und Getränke. Inzwischen hat sich das Pärkli Jam zu einem echten, mit zahlreichen Organisationen und Stiftungen vernetzten Quartierfest für das Santihans entwickelt, das ein Publikum aus der ganzen Stadt anzieht und begeistert.
Den Weg tanzen
Wir beginnen diese Vorschau mit dem grossen Finale des 20. Pärkli Jam. Warum? Weil es schlicht fantastisch ist. Islam Seddiki vom Badhuesli-Team, er ist gelernter Veranstaltungskaufmann und betreut im Haus unter anderem das Ressort Jugendkultur, hat ein Tanzhappening initiiert, das den Namen «weg Tanzen!» trägt. Auf der grossen Bühne des Festivals wird es am Sonntag aufgeführt. Das junge Ensemble besteht aus Jugendlichen, die aus ihren Heimatländern flüchten mussten und nun in der Schweiz in Heimen leben. Seddiki: «Die jungen Tanzenden werden von Profis mit Erfahrungen in Choreographie, Theater, Jugendarbeit und Pädagogik unterstützt. Sie werden ihre persönlichen Flucht- und Kriegserfahrungen auf zwei Ebenen performen, Tanz und Sprachaufnahmen werden zu einer Einheit zusammenfliessen. Die Performance wird dem Publikum einen tiefen Einblick in die Gefühlswelten dieser jungen Menschen vermitteln.» Die meisten Leute in unserem Land betrachten die Krisen und Kriege dieser Welt ja aus einer Perspektive, die ihnen Medien und Internet bieten. Doch die persönliche Sicht der Jugendlichen, die aus ihrer geliebten Heimat flüchten mussten – möglicherweise für immer –, die Krieg, Ausgrenzung, Flucht erlebten, wird dabei sehr selten ins Zentrum gestellt, «weg Tanzen!» bringt diese Komponente nun eindringlich ins Spiel. Islam Seddiki musste mit seiner Familie als kleines Kind aus Algerien nach Deutschland fliehen, wo er zunächst mit massiver Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert wurde. Deshalb ist «weg Tanzen!» für ihn natürlich ein Herzensprojekt. Er hat schon mehrere Tanzprojekte mit jungen Geflüchteten organisiert, doch dieses Finale des Pärkli Jam ist bis jetzt die grösste Nummer, mit dem dichtesten Narrativ. Auf das Resultat sind wir sehr gespannt.
«Die Kunst soll für sich stehen»
Überhaupt darf man auf diese zwanzigste Ausgabe des Festivals gespannt sein. Shannon Hughes und Aaron Kurt haben das junge Veranstaltungsteam gecoacht, das für die Zusammenstellung des Konzertprogramms auf den beiden Bühnen verantwortlich ist. Shannon berichtet: «Um die 16 Konzert-Slots zu organisieren, musste sich das Team mit über 200 Bewerbungen befassen, sich die Musik anhören und darauf achten, dass ein guter Programmfluss entsteht. Vier der Bands haben wir selber angefragt. Die meisten der Acts kommen aus der Region Basel. Wir haben dabei Faktoren wie Diversität, eine breite stilistische Mischung, die allen Altersgruppen und Kulturen im Publikum gerecht wird, und natürlich Qualität im Auge.» Doch von diesen internen Diskussionen und Entscheidungen des Veranstaltungsteams soll das Publikum nichts merken. Shannon: «Die Kunst soll für sich stehen und sprechen, das ist unser Ziel.»
Fest der Jugendkulturen
Roman Hueber, Leiter des Badhuesli, erklärt: «Das Pärkli Jam ist heute ein Begegnungsort für Generationen und Kulturen – sowie ein Sprungbrett für junge Musikschaffende, Tanzende und Veranstaltungstalente. Das Badhuesli ist ein Angebot, in dem immer wieder junge Künstler*innen und Veranstalter*innen Anlässe durchführen, diesbezüglich sind wir also direkt an der Quelle. Eine weitere wichtige Komponente ist die Vernetzungsarbeit, von Anfang an haben wir uns mit lokalen Partnerorganisationen und -institutionen zusammengetan. Der Spiilruum, die Mobile Jugendarbeit und die Robi Spielaktion sind schon lange an Bord. Gerade in den Bereichen Gastro und Kinderangebote sind solche Verbindungen unverzichtbar. Und natürlich pflegen wir auch beste Beziehungen zu allen involvierten Behörden, von der Stadtgärtnerei bis zur Jugendpräventionspolizei, vom Musiklehrer der Sekundarschule Vogesen bis zur Stadtreinigung. Das Badhuesli ist sozusagen die Drehscheibe dieses Festivals, das ein eigentliches Fest der Jugendkulturen für die ganze Familie geworden ist.» Und so erwartet uns vom 21. bis zum 23. Juni 2024 ein Geburtstags-Pärkli Jam der Sonderklasse, ein gut geschnürtes Päckli mit drei Bühnen. Musikalisch dürfen wir uns auf eine weite Stilpalette freuen, vom Seventies-Rock bis zur HipHop Cypher, auch in Sachen Tanz kommen interessante Darbietungen auf uns zu, dazu gibt es eine Extraladung Spiel und Spass, Speis und Trank für alle.
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