Einleitende Worte aus und zu dem neuen Sommer Newsletter – von Christian Platz

Liebe Leserinnen

Liebe Leser

Liebe Freundinnen und Freunde von JuAr Basel

Liebe Alle

Nun gehen wir bald wieder in die lange Sommerferienzeit, die Stadt am Rhein wird ruhig, die neurotisch aufgeladene Nervosität weicht, auch in einer Gegenwart, in der blitzschnelle Computerkommunikation unseren Alltag beherrscht, einer erstaunlichen Gemächlichkeit. Auf einige Tage der Entspannung freuen wir uns wohl alle, zu Recht.

Doch der Blick in die unmittelbare Vergangenheit, zurück in die Jahre 2020 und 2021, ist beunruhigend, offenbart eine Pandemie-Krise, deren Folgen noch längst nicht bewältigt sind, die im Hintergrund immer noch schwelt. Der Blick in die Zukunft gibt Anlass zur Sorge, der Krieg in der Ukraine, das ungeheure Leid der Bevölkerung, das auch nicht aufhört, wenn wir Sommerferien haben, die wirtschaftlichen Entwicklungen, steigende Preise, die Teuerung. Diese ernsten Themen beschäftigen auch unsere Organisation im achtzigsten Jahr ihrer Existenz, gegründet inmitten der Schrecken des Zweiten Weltkriegs.

Unsere Zielgruppe, Jugendliche und junge Erwachsene, sind ja eine ganz besonders sensible und betroffene Schicht unserer Gesellschaft, zwei Jahre Corona-Krise, das dauert, wenn man jung ist, eine halbe Ewigkeit. Und dann soll alles wieder ganz normal weitergehen? Der Leistungsdruck ist einfach wieder da und die Klimakatastrophe dräut weiterhin am Horizont. Und jetzt ist auch noch Krieg in Europa, in unmittelbarer Nähe zu Ländern, in denen viele Jugendliche, die in unseren Angeboten verkehren, Verwandte, kulturelle Wurzeln haben. All diese ernsten Themen erzeugen eine nie dagewesene, verwirrende Fülle an widersprüchlichen Botschaften, Informationen und zugespitzten Meinungen, auf dem Internet – die uns in Basel ja vor allem als medial vermittelte brodelnde Sensationsflut entgegenkommt, denn auf dem Netz ist jeder Newsbeitrag auch Klick-Köder –, jener primären Informationsquelle unserer Tage. Vor diesem Hintergrund leben wir, vor diesem Hintergrund leben unsere Jugendlichen, die Orientierung suchen, in dieser Welt der Widersprüche, die auch uns Erwachsene oft überfordern, die Unterstützung und Entlastung brauchen.  

Erfreuliches haben wir über die Eröffnung unseres neuen Hauses zu berichten, gleich neben dem Eingang des Gartenbads Bachgraben gelegen, die am 12. Mai in aller Fröhlichkeit über die Bühne gegangen ist. Endlich. Erfreulich gestaltet sich in letzter Zeit unsere Zusammenarbeit mit dem Erziehungsdepartement, da ist eine sehr positive Energie zu spüren. Hoffentlich finden wir auch bald eine schöne Bleibe für unser Jugendzentrum Chillout in Kleinhüningen. Für jegliche Tipps sind wir hierbei dankbar!

Gespannt sehen wir den Verhandlungen um die Finanzierung unserer Jugendberatung entgegen, die wir in nächster Zukunft mit der Abteilung Jugendhilfe des Erziehungsdepartements führen werden. Dieses Angebot arbeitet inhaltlich super, hat einen grossen Andrang, ist aber seit vielen Jahren unterfinanziert und personell gefährlich unterdotiert. Gleich am Anfang dieses Newsletters finden Sie einen Text, der den komplexen Problemen dieses wichtigen Angebots gewidmet ist, den ich mit Hilfe des Leiters der Jugendberatung, Christoph Walter, und JuAr Basel-Geschäftsführerin Elsbeth Meier, geschrieben habe.

Zum Thema Jugendberatung haben wir – zu kurzfristig, mea culpa – verschiedene Partnerorganisationen angefragt, um Statements zu unserer Jugendberatung. Immerhin haben wir dann gleich zwei erhalten, die mich ganz besonders gefreut haben. Deshalb erscheinen diese Aussagen nun nicht in einem Kasten, hinter dem Text über die Jugendberatung, sondern gleich hier im Vorwort.

Monique Billo, Lernberatung der Berufsfachschule Basel

Ich habe Monique Billo von der Lernberatung der Berufsfachschule Basel, Abteilung Hauswirtschaft und Soziale Berufe des Erziehungsdepartements des Kantons Basel-Stadt, kennengelernt, weil ich einen Pädagogik-Kurs besucht habe, an dem sie referierte, zu spannenden psychologischen und soziologischen Themen. In der Pause hat sie mich auf unsere Jugendberatung angesprochen, sie schätze dieses Angebot sehr. Ich habe sie also um ein Zitat zur Jugendberatung gebeten, sie hat es mir gemailt. Ich sage Dankeschön für diese beiden Zitate, welche ich nun mit Vergnügen ans Ende dieses Texts stelle.

«Als Lernberatung der Berufsfachschule Basel sind wir täglich mit Fragen und schwierigen Situationen, welche unsere Lernenden am Lernerfolg hindern, konfrontiert. Viele dieser Lernenden können wir adäquat beraten und coachen, einige davon brauchen jedoch deutlich mehr, als wir bieten können. Die JuAr Jugendberatung ist eine der wichtigsten Anlaufstellen für uns. Einerseits profitieren wir als Berater*innen von dem breiten und fundierten Wissen der Mitarbeiter*innen und anderseits dürfen wir immer wieder Lernende direkt zu der Fachstelle schicken. Die Rückmeldungen unserer Lernenden sind durchwegs positiv».

Yann Bochsler, lic. rer. soc.

Yann Bochsler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Institut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung an der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW – hat sich intensiv mit Fragen rund um Themen wie Armut, Sozialhilfe, Junge Erwachsene in sozialen Nöten und Integrationsauftrag der Sozialhilfe befasst. Hier sein Statement zu unserer Jugendberatung:

«Freien Zugang für alle zur Jugendberatung der JuAr – eine langfristige Zusammenarbeit zwischen der öffentlichen Sozialhilfe und der Jugendberatung JuAr bietet sich an und wäre aus verschiedenen Gründen sinnvoll. Die öffentliche Sozialhilfe ist ein ambivalenter Kontext. Das soziale Existenzminimum ist das wichtigste gesellschaftspolitische Existenzminimum in der Schweiz und verhindert sozialen Ausschluss. Die Sozialhilfe ist aber auch ein Pflichtkontext. Sozialhilfebeziehende müssen ihre Bedürftigkeit vorweisen können und auch die Beratungsleistungen müssen mit den Zielen der Sozialhilfe im Einklang sein. Aktuell bemüht sich die Sozialhilfe in Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Akteuren, möglichst allen sozialhilfebeziehenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine berufliche Integration zu ermöglichen. Sie hat damit einen klaren Fokus. Aus der Sozialhilfepraxis ist bekannt, dass die sogenannten «mehrfachkomplexen» Fällen ansteigen. Es handelt sich dabei um junge Menschen mit unterschiedlichen Lebens- und Problemlagen (psychische Belastungen, Suchtproblematiken, Schulden, Familienbrüche, Ausbildungslosigkeit etc.). Ergänzend zum Engagement der öffentlichen Sozialhilfe macht es deshalb Sinn, die weiteren Bedürfnisse dieser jungen Menschen durch eine niederschwellige, auf Freiwilligkeit basierende Jugendberatungsstelle abzudecken.»

Ich wünsche Ihnen, Euch allen viel Vergnügen mit diesem Newsletter, einen wunderbaren Sommer und starke positive Vibrationen.

One Love

Herzlich

Ihr Christian Platz, Präsident JuAr Basel

Hier gehts zum kompletten JuAr Newsletter Sommer 2022