Newsletter Frühling 2023 – Regierungsrätin Stephanie Eymann besuchte unsere leidgeprüften Angebote im Kopf der Dreirosenbrücke

Die Basler Sicherheitsdirektorin liess sich nicht lange bitten. In einem Mail hatten wir sie darum gebeten, unseren Angeboten im Kopf der Dreirosenbrücke, die seit Jahren mit etlichen Gewalt-, Drogen-, Sicherheitsproblemen konfrontiert sind, Tendenz leider stetig wachsend, einen Besuch abzustatten. Postwendend kam die Zusage. Eymann und ihre beiden Begleiter erwiesen sich als aufmerksame, engagierte und anteilnehmende Zuhörer*innen. Ein Ortstermin, der uns gutgetan hat.

Der Hintergrund ist klar, viel wurde darüber in den Medien berichtet. Die Dreirosenanlage – auf der JuAr Basel nun seit 2006 Angebote für Kinder und Jugendliche betreibt – ist nämlich seit vielen Jahren ein Problemort. Hier wird gedealt, gesoffen, geprügelt. Hier halten sich junge Männer auf, die teilweise sehr entwurzelt sind, psychische Probleme, abgewiesene Asylentscheide, Drogensucht und andere tragische Faktoren stehen im Hintergrund – oder sie haben den Pass weggeworfen, leben jetzt und hier in einer Art Niemandsland, das Dreirosenanlage heisst. Viele von ihnen haben in der Schweiz keinen Anschluss, keine Familie, sie haben keine Freundin, können oder dürfen nicht arbeiten. Eigentlich eine unhaltbare Situation, die es so nicht geben sollte.

«More trouble every day»

Zumal auf dieser Anlage viele Angebote für Kinder, Jugendliche, Familien stehen, auch befindet sie sich in unmittelbarer Nähe von zwei Schulhäusern. Die Angebote von JuAr Basel im Kopf der Dreirosenbrücke – die Freizeithalle, das Jugendzentrum und das Riibistro – mit ihren verglasten Fensterfronten leiden seit Jahren unter den Problemen auf der Anlage. Unsere Teams und unsere Jugendlichen werden täglich mit unerträglichen Szenen und Zuständen konfrontiert, junge Frauen und Mädchen getrauen sich oft nicht mehr in unsere Angebote, weil sie auf der Anlage in primitivster Weise angemacht werden, überall werden Drogen gedealt und konsumiert, jeden Tag, während des ganzen Jahres. JuAr Basel hat immer wieder Vorstösse in dieser Sache gemacht, viele Angestellte der Stadt Basel waren schon in die Problematik involviert, wir haben Berichte und Artikel geschrieben, an Diskussionsveranstaltungen teilgenommen. Alle Behörden mit denen wir es zu tun hatten, gerade auch die Polizei, sind uns immer wohlwollend begegnet, haben uns nach ihren Möglichkeiten engagiert geholfen. Doch die Zustände sind geblieben und noch schlimmer geworden. Wie es Frank Zappa einst ausgedrückt hat: «More trouble every day».

Gutes Zusammenwirken mit der Polizei

Natürlich gibt es in dieser Sache immer wieder Sitzungen, Geschäftsführer Albrecht Schönbucher fährt oft zur Dreirosenbrücke, tauscht sich mit den Teamleitungen aus, auch im Vorstand sind diese Probleme regelmässig Thema. Und bei einer dieser Besprechungen ist plötzlich die Idee aufgetaucht, Regierungsrätin Stephanie Eymann in den Brückenkopf einzuladen, zu einem informellen Austausch mit den Teamleitungen. Als Vorsteherin des Justiz- und Sicherheitsdepartements leitet sie ja genau jene Behörde, mit der es unsere Teamleute am meisten zu tun haben, wenn es um die Probleme in der Anlage geht. Ein jahrelanges Zusammenwirken, das beidseitig zumeist erfreulich produktiv und von gegenseitigem Respekt geprägt war.

Eymann hat umgehend geantwortet

Wir haben Stephanie Eymann also eine E-Mail geschickt und sie dazu eingeladen, unsere Angebote im Brückenkopf zu besuchen und unsere Teams vor Ort kennenzulernen. Sie hat umgehend geantwortet, hat uns mitgeteilt, dass sie gerne kommen würde. Ein paar Wochen später, an einem tristen Frühlingstag, kurz nach der Fasnacht, besuchte sie uns, zusammen mit Martin Ritschard, dem Generalsekretär des JSD, und Michel Hostettler, Feldweibel 1 Community Policing Bezirk Kleinbasel. Michel kennt das Team hier seit Jahren und steht in engem Austausch mit den Angeboten im Brückenkopf. Wir sassen alle zusammen am grossen Tisch im Tanzraum des Jugendzentrums und lernten uns kennen. Mit dabei waren, neben Stephanie Eymann und ihren Begleitern, Claudia Gunzenhauser und Manuel Raemy, die Leitung des Jugendzentrums, Marc Moresi, der Leiter der Freizeithalle, Albrecht Schönbucher, Geschäftsführer von JuAr Basel, und Christian Platz, Präsident der Organisation und Verfasser dieser Zeilen.

Den Druck spürbar machen

Es folgte ein tolles Gespräch, die JuAr Basel-Leute konnten viele Vorfälle erzählen, die sie beschäftigten, konnten den Druck spürbar machen, unter dem sie im Alltag stehen. Die Gäste vom JSD waren genuin an diesem Austausch interessiert, hörten gespannt zu, Michel Hostettler konnte gute Ergänzungen aus Polizeisicht beisteuern. Noch während des Besuchs ging im Eingangsbereich des Brückenkopfs, also im Entrée unsere «Hauses» ein undurchsichtiges Gemauschel über die Bühne, weil es draussen regnete. So wurden unsere Gäste also noch direkte Zeugen einer typischen Situation. Natürlich konnte die Sicherheitsdirektorin keine Zusicherungen irgendeiner Art machen, aber sie hat klar gesagt, dass sie das Thema weiterverfolgen und in Regierungssitzungen einbringen würde. Wir hatten den Eindruck, dass unsere Botschaft bei Stephanie Eymann angekommen ist. Und dass sie unsere Verzweiflung über die vielen gescheiterten Versuche, die Situation in der Anlage nachhaltig zu befrieden, mit tatkräftiger Hilfe diverser städtischer Stellen, gespürt hat. Ein gutes Gefühl. Wir haben uns sehr über diesen Besuch gefreut und hoffen, dass er dazu beiträgt, dass hier – amtsgrenzen-überschreitend – eine gute Lösung gesucht und gefunden werden kann.

Weil wir eine soziale Institution sind, würden wir uns zudem wünschen, dass für die Menschen am Rande der Gesellschaft, chancenlos, mittellos, machtlos, die diese Probleme verursachen, Angebote geschaffen werden, die ihr Dasein – und damit auch das unsere – signifikant verbessern.

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