Newsletter Herbst 2023 – Tod nach TikTok Challenge – die neueste Herausforderung für die Digitale Jugendarbeit

Medienberichte über Jugendliche aus Deutschland, die nach einer TikTok-Challenge verstorben sind, häuften sich im September. Es geht dabei um die Deo-, One-Chips- oder Black-Out-Challenge: Was im Spass und meist harmlos beginnt, kann in einer Tragödie für die Betroffenen enden. Ist diese Gefahr bereits auch unter Jugendlichen in Basel real? Und was kann die Digitale Jugendarbeit dagegen tun? – Eine Einordnung.

Endrit Sadiku, Leiter Digitale Jugendarbeit JuAr Basel

Von Endrit Sadiku

Eine Challenge, die aktuell viel Beachtung und Nachahmung erhält, ist die «One-Chip»-Challenge, bei der es darum geht, scharfe Chips zu essen und sich dabei filmen zu lassen. Wie Recherchen zeigen, geht es dabei nicht um handelsübliche Chips, die man im Supermarkt findet. Über Handelsplattformen im Internet lassen sich diese Chips für unter 10 Franken jedoch leicht bestellen. Die Chips werden mit «Carolina Reaper Chilli» verfeinert und die Schärfe auf der Scoville-Skala beträgt bis zu 2.1 Millionen. Zum Vergleich: Tabascosauce erreicht einen Wert von 2500 bis 5000 auf der Richterskala. Die gefährlichen Nebenwirkungen beim Verzehr dieser Chips können Atemprobleme, erhöhter Herzschlag oder gar Darmblutungen sein – und damit zum Tod führen.

Ein ähnliches Phänomen stellen die «Deo-Challenges» dar. Dabei geht es um das möglichst lange Aufsprühen des Inhalts einer Deo-Flasche auf die Haut. Die Folgen: Durch die Kälteverbrennung werden die Schmerzrezeptoren blockiert, so dass weiter gesprüht werden kann, obwohl bereits massive Hautschädigungen vorliegen. In der Black-Out-Challenge würgen sich die Personen selbst so lange, bis sie das Bewusstsein verlieren und dabei filmen sie sich selbst.

Die aktuelle Situation in den Jugendzentren von JuAr Basel

Die zehn Jugendzentren von JuAr Basel beobachten und begleiten Trends immer sehr genau. Glücklicherweise wecken die obengenannten Challenges (noch) keinen Eifer bei den Basler Jugendlichen. Das bedeutet aber nicht, dass die Gefahr nicht auch unter Basler Jugendlichen Einzug halten wird. So berichtet unser Mädchentreff Mädona (Gundeli und Claraplatz), dass sie bereits die «Hot-Chips-Challenge» bei den Mädchen registriert hätten. Jedoch in abgeschwächten Variationen, wie bspw. dem Essen von scharfen Nudelsuppen oder sauren Süssigkeiten. Auch in den Kleinbasler Jugendzentren Eglisee und Chillout seien «Variationen» der TikTok-Challenge «Hot-Chips» aufgetreten. Hingegen berichten die Jugendarbeit in den Stadtbibliotheken (unser Kooperationsprojekt mit den GGG Stadtbibliothek) und das Jugendzentrum Bachgraben, dass die Challenges auf TikTok zwar immer wieder Thema seien, aber von den dortigen Jugendlichen mit wenig Interesse verfolgt oder nachgeahmt werden. Gar kein Thema unter Basler Jugendlichen scheinen die Black-Out und Deo-Challenges zu sein.

Die Mitarbeitenden unserer Jugendzentren arbeiten täglich mit den Jugendlichen und bauen Vertrauensbeziehungen auf. In Gesprächen über komische und gefährliche Dinge, die sie in den Sozialen Medien sehen, vermitteln wir Informationen, klären über die Folgen dieser Challenges auf und entwickeln gemeinsam Handlungsoptionen. Damit können wir die Attraktivität dieser gefährlichen Challenges brechen.

Trend-Researching – ein Mittel der Digitalen Jugendarbeit

Organisationsübergreifend haben alle Einrichtungen von JuAr Basel auf diese Entwicklungen bereits reagiert und in ihren Teams seit einiger Zeit Fachdelegierte für Digitale Jugendarbeit ernannt. Diese Personen tauschen sich regelmässig über aktuelle Trends aus und suchen gemeinsam nach Lösungen. Die JuAr Basel hat eine Fachperson designiert, welche im Rahmend der digitalen Jugendarbeit ein Trend-Monitoring in den sozialen Medien macht. An internen Weiterbildungen und in Austauschgefässen werden diese Themen benannt und gemeinsam nach Vorgehen und Haltungen erarbeitet. Challenges in den Sozialen Medien sind eine Realität. Es ist wichtig, dass wir die Jugendlichen dort informieren und sensibilisieren können, wo sie sind – in den digitalen und analogen Räumen.

Die JuAr Basel ist überzeugt, dass ein frühzeitiges Aufspüren dieser Trends und die partizipative Herangehensweise mit Jugendlichen zusammen, eine präventive Wirkung entfaltet, um solche Tragödien wie jüngst in Deutschland geschehen, gar nicht erst aufkeimen zu lassen.

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