Newsletter Herbst 2023 – Wenn Dreck und Kot ein Jugendzentrum überfluten

Seit der PurplePark, das Jugendzentrum von JuAr Basel im Gundeli, mit der grossen Skateanlage vor dem Haus, eine «Internationale Bushaltestelle» der SBB vor der Tür hat, wird das Gelände täglich zugemüllt und als öffentliche Toilette missbraucht. Die Putzarbeiten, die das Team deswegen leisten muss, gestalten sich genauso ekelhaft wie zeitaufwendig. Ein unhaltbarer Zustand. Leider hilft uns bis jetzt niemand. Obwohl die Gundeli Zeitung einen grossen Artikel zum Thema gebracht und Annina von Falkenstein, Grossrätin der LDP, einen Vorstoss in dieser Sache eingereicht hat, hat sich nichts bewegt.

Offene Jugend- und Szenenarbeit par excellence

Der PurplePark liegt neben dem Südkopf des Bahnhofs SBB. Er ist das grösste Angebot von JuAr Basel im Gundeli, wo unserer Organisation noch die Mädona-Lounge für Mädchen und junge Frauen am Tellplatz betreibt. Nebst dem Jugendzentrum, dessen oberes Geschoss Räume für kreative Aktivitäten bietet, und dem Treff im Parterre des Gebäudes, erstreckt sich vor dem Gebäude des PurplePark ein hervorragender, überregionale bekannter Skate-Park.

Die Elemente, über die die schnellen Räder rollen, wurden während vieler Jahre gebaut. Dabei haben das Team und engagierte junge Leute aus der Skater-Szene, sie nutzen die Anlage regelmässig und wirken fortwährend bei der Instandhaltung und Weiterentwicklung mit, gemeinsam angepackt: projektorientierte Offene Jugend- und Szenenarbeit par excellence also. Das Angebot ist gut frequentiert, agiert erfolgreich und innovativ auf unterschiedlichen Ebenen. Zwei festangestellte Mitarbeitende und Mitarbeitende in Ausbildung, teilen sich hier die Arbeit. 190 Stellenprozente müssen reichen, um den vielseitigen Betrieb zu schmeissen, das ist knapp bemessen, so wie übrigens die personelle Situation in allen grösseren Angeboten unserer Organisation.

Das Problem mit den Bussen und dem Müll, darunter viele FlixBusse mit ihren günstigen Tarifen, lastet nun seit Monaten schwer auf dem Team und den Besuchen, die Stimmung im Angebot ist sichtlich beeinträchtigt. Was ist passiert?

Die Reisenden stranden im Jugendzentrum

Ganz einfach. Die Bushaltestelle beim Bahnhofs-Südkopf wird umgebaut. Die schmale Zone vor dem PurplePark dient als Provisorium. Hunderte von Reisenden frequentieren diese Station. Tag für Tag. Einige von ihnen müssen hier stundenlang auf Anschluss warten. Doch gibt es hier für diese Leute keinerlei Infrastruktur und keine Informationen. Verantwortlich für die Situation sind die SBB, als Betreiberin des Bahnhofs.

Sabrina Fleury: «Am Anfang haben wir uns zurückgehalten, obwohl das mit dem Müll, dem Kot, dem Urin schon sehr bald angefangen hat. Nach einiger Zeit haben wir uns bei den SBB gemeldet und mussten erfahren, dass diese Provisoriums-Situation noch bis 2025 bestehen würde. Tatsache ist, hier unten gibt es für die Reisenden zurzeit nichts, keine Sitzplätze, keine mehrsprachigen Infos. Den Weg auf die Bahnhofs-Passarelle müssen die Leute zuerst Mal finden – und auch dort hat es gerade mal einige wenige Sitzbänke, die keineswegs ausreichen. Gerade wenn es regnet, kommen die Passagiere regelmässig in den PurplePark, wollen hier auf die Toilette, möchten an der Bar etwas trinken, die Sitzgelegenheiten nutzen, sich ausruhen. Sie nehmen unser Haus quasi als Station wahr. Dazu kommen die Müllberge, die sie hinterlassen, Essensreste, Gepäckstücke, Tüten voller Abfall, Windeln, das müssen wir alles wegräumen. Die SBB sagen heute stolz, nachdem wir und die Geschäftsleitung von JuAr Basel uns mehrfach über die unhaltbaren Zustände beklagt haben, sie hätten ja unverzüglich und kostenlos ein Toi-Toi-WC hingestellt. Das stimmt so nicht. Wir mussten lange stürmen, bis da gerade Mal ein einziges WC-Häuschen hingestellt wurde. Ich finde, dass die SBB sich um ihre Verantwortung drücken. Das mit dem Provisorium war wohl nicht so richtig zu Ende gedacht.»

Sogar der Hochdruckreiniger kommt dem Urin nicht bei

Dieses blaue Häuschen, das direkt im Eingang des Purple Park steht, auf dem Areal des Jugendzentrums, nicht auf dem Trottoir, genügt keineswegs für die vielen Reisenden. Der Kunststoffkasten stinkt jeweils nach wenigen Stunden derart zum Himmel, dass ihn niemand mehr betreten will. Die Mauern des Jugendzentrums sind von Urin getränkt, dass das Team, so Sabrina, ihm nicht einmal mehr mit dem Hochdruckreiniger beikommt: «Wir erscheinen zur Arbeit – und es sieht hier aus und riecht wie auf einer Müllhalde. Die Unmengen an Abfall, die wir wegräumen müssen, sind extrem eklig. Es ist uns fast schon peinlich, wenn einige Jugendliche mal etwas früher erscheinen und das Gelände so sehen.»

Da setze man sich stets dafür ein, dass die jungen Nutzenden des Angebots kein Littering betreiben – und dann kommt diese Situation. Der Abfall wird übrigens in die Container des Hauses geworfen. Entsorgt wird er dann auf Kosten von JuAr Basel, über das Jugendzentrumsbudget. Eine von der SBB zur Verfügung gestellte Abfallentsorgung gibt es nicht.

So sah es im Herbst 22 im Purple Park aus: Der einzige „Dreck“ am Boden waren farbige Blätter

Schlicht unzumutbar

Natürlich bekommt es das Team eines Jugendzentrums immer auch mit Putzarbeiten zu tun. Doch was hier geputzt werden muss, hinsichtlich der Zeiterfordernisse und der Intensität, ist schlicht unzumutbar. Und es ist schade, dass die eh schon knappen Ressourcen nicht vollumfänglich der Jugendarbeit zukommen. Bei den Reisenden, die im Jugendhaus stranden, handelt es sich oft um Leute, die mit einem kleinen Budget unterwegs sind. Viele Busse, die hier Station machen, gehören schliesslich zu den billigsten erhältlichen Reiseangeboten. Die hilflose Buskundschaft stellt das Team deshalb auch vor Gewissensfragen. Natürlich lässt man die Leute auf die Toilette gehen, wenn sie sich dann aber im Treffraum ausbreiten, Getränke bestellen wollen, muss eine Grenze gezogen werden. Ein Jugendhaus kann kein Busbahnhof sein. Der bisherige Tagesrekord waren übrigens 27 Busse.

Die Besitzerin des Geländes, auf dem der PurplePark steht, sind die IWB. Sie wurden von JuAr Basel über die Zustände informiert – und möchten nun weiterhin auf dem Laufenden gehalten werden.

Dem kommen wir nun auch mit diesem Artikel nach, es bleibt uns ja nichts anderes übrig, als in dieser Sache an die Öffentlichkeit zu gehen. Auch an diesem Standort muss die Offene Jugendarbeit täglich Zustände ausbaden, die sie nicht verursacht hat. Und niemand fühlt sich dafür zuständig. Liegt das vielleicht daran, dass die Buskundschaft sehr günstig reist und deshalb kein grosser Bahnhof für sie organisiert werden soll? Werden deshalb hunderte von Passagieren, von Frauen, Männer, Familien, Betagten im Regen stehen gelassen?

Wir wissen es nicht, wir fangen die Probleme, die diese offensichtliche Fehlplanung verursacht, nur auf…

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