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Frühling 2025

Einmarsch der 3GL ins Bürgerliche Waisenhaus, unmittelbar vor ihrer Ernennung. Von links nach rechts: Endrit Sadiku, Marc Moresi, Louise Jordi
Den Organisationskörper auf Herz und Nieren geprüft
Nachdem im letzten Jahr unser erster Versuch, eine neue Geschäftsleitung für JuAr Basel einzusetzen, gescheitert ist, nach über einem Jahrzehnt der Stabilität, was dann wiederum zu einem halben Jahr unter einer Interims-Geschäftsleitung führte, gestaltete sich die Ausgangslage für «die Neuen» nicht einfach. Doch sie haben ihre Aufgabe engagiert und unverzüglich angepackt. Und haben die JuAr Basel in einer ersten Phase tiefgehend analysiert.
cap. Die vertrackte Ausgangslage war Louise Jordi, Marc Moresi und Endrit Sadiku bekannt. Louise war ab Sommer 2024 in unserem Vorstand präsent, mit Interesse und grossem Engagement. Marc ist Leiter der Freizeithalle Dreirosen, seit es das Angebot gibt. Endrit hat im Chill Out-Kleinhüningen gearbeitet, seit der Eröffnung dieses JuAr-Jugendzentrums. Sie alle haben die Zeit der interimistischen Leitung, die dafür gesorgt hat, dass JuAr Basel die schwierige Phase zwischen Absturz und Auferstehung, zwischen Beendigung eines zweiköpfigen Leitungsmodell und Konzipierung plus Installation dieser neuen dreiköpfigen Leitung, hautnah miterlebt.
Louise
Louise Jordi, die «Prima inter pares» des Trios berichtet: «Wir müssen viele Themen anpacken, können aber auch viel bewirken. Die JuAr Basel wurde über Jahre hinweg von zwei Personen geführt, Elsbeth Meier und Albrecht Schönbucher, die ihren eigenen Stil hatten. Unsere Chance ist nun, dass wir ein grösseres Team sind. Wir haben uns vom ersten Tag an gut verstanden, die Zahnräder beginnen zu drehen und diese Wirkung ist auch in der Organisation zu spüren. Ich bin neu in der Jugendarbeit und bringe einen frischen Blick von aussen mit. Dieses Praxisfeld zu entdecken, erfüllt mich mit Freude und inspiriert mich als zweifache Mutter zugleich. Ich erlebe bei JuAr Basel Tag für Tag neue, grossartige Begegnungen. Der Austausch und das stete Zusammenwachsen haben meine Erwartungen übertroffen. Der zentrale Wert ist für mich die Offene Jugendarbeit an sich, da bin ich tief beeindruckt, was sie für unsere Gesellschaft Enormes leistet. Sie ist eine gänzlich andere Bühne als die Schulen, aber genauso wichtig. Ich glaube, dass es vielen Menschen in unserer Stadt noch nicht bewusst ist, wie gravierend es wäre, wenn diese Arbeit nicht mehr geleistet würde. Das Wichtigste ist also, dass wir unseren Mitarbeitenden Spielraum und Wirkungsfläche für ihre Arbeit verschaffen. Und ich glaube, dass wir da nun bereits einen Boden legen konnten. Wir haben natürlich einen massiven Berg an Pendenzen aufzuarbeiten und wir müssen einige Prozesse neu denken, gerade auch bezüglich Finanzen, HR, Administration, aber das sind Herausforderungen, die ich gerne annehme.»
Marc
Marc Moresi sitzt im gläsernen Kontrollraum der Freizeithalle, er spricht, wie man es von ihm gewohnt ist, ernst und gefasst über seine neue Rolle in der 3GL: «Meinem Empfinden nach haben wir drei uns wirklich sehr gut gefunden und über diese tolle Zusammenarbeit auch schon teilweise eingearbeitet in unsere komplexen Themen und Strukturen. Anfallende Entscheidung diskutieren wir zu dritt offen aus, die Kommunikation fliesst. Dabei schrecken wir selbstverständlich auch nicht vor schwierigen Themen zurück und suchen immer nach differenzierten, sachlichen und umfassenden Ansätzen. Viele Aspekte sind dringlich, worauf wir in unserer Arbeitsweise bestmöglich eingehen. Die herausfordernde Finanzlage der Organisation scheint nun glücklicherweise einen günstigeren Verlauf anzunehmen. Wir sind zuversichtlich, dass sich nun vieles ins Positive wendet und geklärt werden kann. Uns ist bewusst, dass in Bezug auf uns als 3GL, wie für die gesamte Organisation und alle Mitarbeitenden, weiterhin viel Arbeit vor uns liegt, sowohl betreffend in der alltäglichen Arbeit, wie auch rund um die besonderen Herausforderungen im Hier und Jetzt. Ich möchte zudem an dieser Stelle meinem Team in der Freizeithalle Dreirosen danken, dafür, dass es meine neue Tätigkeit in der Geschäftsleitung so stark mitträgt.»
Endrit
Endrit, der Jüngste in der Geschäftsleitung, freut sich sehr über seine neue Aufgabe: «Ich komme ursprünglich aus der direkten Frontarbeit mit Jugendlichen, zuletzt als Teammitglied im Jugendzentrum Chillout. Diese Erfahrung ist für mich besonders wertvoll, denn sie ermöglicht es mir, einen Bezug zu den Themen und Bedürfnissen der Jugendlichen aktiv in die Geschäftsleitung einzubringen. Es ist mir wichtig, dass wir als 3GL die Entscheidungen, die wir treffen, sich am Wohl der Jugendlichen orientieren und wir ihre Lebenswelten berücksichtigen. Seit meinem Wechsel in die Geschäftsleitung sehe ich noch mehr, wie breit unsere Organisation aufgestellt ist. Es geht nicht mehr nur um Digitale Jugendarbeit – mein bisheriges Steckenpferd meiner professionellen Tätigkeit, sondern um ein gesamtorganisationales Abbild unseres Wirkens. JuAr Basel hat ein riesiges Potenzial und bearbeitet unglaublich viele gesellschaftsrelevante Themen, worin unsere Expertise gefragt ist z.B. im Umgang mit unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden, Gewaltthematiken, Mädchenarbeit, Suchtproblematik, Rassismus, strukturelle Diskriminierungen etc. Gerade erst wurde ein nationales Positionspapier veröffentlicht, an dem ein Mitarbeiter von JuAr Basel beteiligt war. Dieses befasst sich mit dem Übergang junger Menschen ins Erwachsenenalter – ein gesellschaftlich äusserst relevantes Thema, das bisher zu wenig Beachtung findet. Oder erst kürzlich wurden Mitarbeitende von uns nach Freiburg eingeladen, um im Rahmen eines Referats über ihre Erfahrungen mit Jugendarbeit in Bibliotheken zu berichten. Es sind solche Engagements unserer Mitarbeitenden, die mich beeindrucken und es ist unsere Aufgabe, diese Vielfalt weiterhin nach aussen zu vertreten. Solche Momente motivieren mich zusätzlich und blicke mit Vorfreude auf alles, was noch kommt.»

Liebe Leser*innen, die 3GL ist also voller Optimismus und hervorragend gestartet. Besser kann es nicht sein.
3 x 50, drei Jubiläen bei JuAr Basel im Jahr 2025

Der Basler Ferienpass, die Jugendberatung und das Badhuesli Jugend und Kultur von JuAr Basel feiern dieses Jahr ihre fünfzigsten Jubiläen. Sie alle wurden 1975 von unserer Organisation gegründet, die damals noch Basler Freizeitaktion (BFA) hiess.
cap. 1975 war das «Internationale Jahr der Frau», ausgerufen von der UNO-Generalversammlung, 1975 markierte das Ende des Vietnamkriegs und die Roten Khmer übernahmen in Kambodscha ihre Schreckensherrschaft, 1975 wurde Microsoft von Bill Gates und Paul Allen gegründet. In diesem Jahr endete in Spanien die 36-jährige faschistische Diktatur des Generals Franco, mit dessen Tod, wurde eine signifikante Anzahl von kolonialisierten Ländern in die Unabhängigkeit entlassen, wollten alle den Oscar-gekrönten Film «One Flew Over the Cuckoo’s Nest» von Milos Forman sehen, mit Jack Nicholson in der Hauptrolle, der in einer psychiatrischen Klinik spielt, wurde die Heavy Metal Band Iron Maiden gegründet – und der Boxer Muhammed Ali zog von Sieg zu Sieg.
Echt harter Hardrock und Disco-Boom
Das waren Ereignisse, die damals die Welt beschäftigten, die Rockmusik wurde immer härter, gleichzeitig liess sich ein Teil der Jugendlichen vom neuen Disco-Boom bezaubern und in den Familienstuben liefen Deutsche Schlager, während Joseph Beuys mit seiner neue, provozierenden Installationskunst weltweit reüssierte. Die Basler Freizeitaktion (BFA) war damals bereits seit 33 Jahren für die Jugend im Kanton Basel-Stadt aktiv. 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, war sie von einer Gruppe von Männern, die sich «Freunde der Jugend» nannten, angeführt vom damaligem Vize-Direktor des Warenhauses Globus, aus der Taufe gehoben worden.
Ziel der Organisation war es, Jugendlichen, die nicht bündisch organisiert, also die weder bei den Pfadfindern noch bei einer der kirchlichen Jugendorganisationen Mitglied waren, «sinnvolle Freizeitbeschäftigung» zu ermöglichen. Im Zentrum stand damals die Angst, dass sich proletarische Jugendliche ansonsten den Kommunisten anschliessen könnten.
Die Welt erklären
Webstühle und Nähmaschinen für Mädchen und junge Frauen, Radiobastelkurse, bei denen die Jungs lernten, die Frequenzbänder ihrer Radios zu erweitern, um mehr Sender aus dem Ausland empfangen zu können (und natürlich entdeckten sie dabei Jazz), Veloputztage, Wärmestuben für Herbst und Winter sowie sehr günstige Eisenbahn-Ausflüge, etwa an den Vierwaldstättersee, komplett mit Schifffahrt, gehörten zu den Angeboten der jungen Organisation, genauso wie erschwingliche Aktivitäten während der Ferienzeit. Und natürlich war der Beratungsgedanke ganz wichtig, die Leute von der BFA wollten den Jugendlichen jener Epoche die Welt erklären, ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen, ihnen die gesellschaftlichen Regeln und Werte nahebringen. Die Erwachsenenwelt war damals davon überzeugt, die Regeln des Lebens zu kennen, von der Jugend wurde verlangt, sie zu verinnerlichen.
Dieses System brach nach dem Krieg langsam auf, als der Jazz, der Rock’n’Roll und dann die Freaks und Hippies jungen Menschen neue Träume, andere Werte und Selbstbilder vermittelten, in revolutionär lockerer und ungezwungener Weise. 1962 gründete die BFA ihr erstes Jugendhaus, das Sommercasino, erstes Jugendzentrum der Schweiz. Die Jugendlichen hörten damals Rock’n’Roll, an der Eröffnung spielten ein Blockflötenorchester und eine Dixieland-Jazzband.
Badhüsli: Wilde Zeiten
Die Gründung des zweiten Jugendhauses der BFA liess auf sich warten, ganze 13 Jahre lang. 1975 wurde im St. Johann Quartier, an der Elsässerstrasse, das neue Jugi «Ragaz» eingeweiht, das von Anfang an beachtliche Nutzungsfrequenzen erzielte. Schon am ersten Standort ist es in diesem Angebot oft wild zu- und hergegangen. Als das Jugi 1987 in die ehemalige «Bade- und Waschanstalt für junge Frauen», ins Badhüsli eben, neben den St. Johanns-Törli, umzog, wurde es noch wilder. Es war die Zeit der Basler Strassengangs, der aufkommenden HipHop-Kultur, ein Teil dieser jungen Szene eroberte das Badhüsli, und stellte das dortige Team vor massive Herausforderungen, mit Gewalt, Sprayen, Drogen.
Es war ein verrücktes Jugi, in dem die damals bekannten Methoden der Jugendarbeit nicht mehr griffen, das Team musste nach Gehör spielen, in dem es keinen Platz für behütete Bürgerkinder gab. Kurz vor dem Millennium änderte sich das alles, ein neues Team zog ein, ein neues Image wurde geboren. Heute ist das «Badhuesli Jugend und Kultur» Übungsfeld und Plattform für junge und jüngste Kulturschaffende, ein angenehmer Offener Treff, ein Veranstaltungsort sowie Dreh- und Angelpunkt des Pärkli Jam Festivals, das letztes Jahr seinen 20. Geburtstag feierte. Nun steht der Fünfzigste an, ein halbes Jahrhundert Jugendarbeit im «Santihans», das muss gefeiert werden, und es wird gefeiert. Die Details folgen bald.
Mit Rat und Tat
Wie oben erwähnt, war Beratung schon immer in der DNA unserer Organisation vorhanden. Auch in den BFA-Webstuben und -Werkstätten der 1940er und 1950er Jahre wurden Jugendliche von den Mitarbeitenden beraten. Wobei zu sagen ist, dass dies damals noch so eine Mischung aus praktischer Lebensweisheit und moralischer Frontalpädagogik war, die moderne Jugend- und Sozialarbeit zeichneten sich erst am fernen Horizont ab. Im Sommercasino änderten sich Methoden und Tonlage der Beratung stark, entlang den Zeitläufen. 1975 beschloss die BFA, eine eigentliche Jugendberatung aufzuziehen. Dabei standen Themen wie Teenie-Schwangerschaften, Drogenprobleme, Reibungen mit der Erwachsenenwelt, die damals rigoros zunahmen, im Zentrum. So wurde dann das Kaffi-Schlappe eröffnet – in der Basler Kaserne, ein alkoholfreies Kaffee (es wurden dort allerdings unglaublich viele Zigaretten geraucht) –, wo Jugendliche zwanglos vorbeikommen und mit dem Team quatschen, persönliche Beratung gratis buchen und auch telefonisch beraten werden konnten.
Dies war die Geburt unserer Jugendberatung. Im Lauf der Jahre und Jahrzehnte änderten sich die Fokus-Themen immer wieder. In den Nullerjahren tauchten dann plötzlich die Schuldenprobleme auf, denen sich das zweiköpfige Team, das dann alsbald ins bürgerliche Waisenhaus umzog, intensiv beschäftigte.
Immer höher wurden die Schulden, die junge Menschen anhäuften, immer mehr von ihnen meldeten sich bei der Jugendberatung, es gab erstmals Wartelisten. Seither kämpft JuAr Basel unentwegt für mehr Anerkennung, Stellenprozente, Mittel in diesem Bereich, bis heute. Heute sind Schulden nach wie vor ein Thema, doch komplexe psycho-soziale Themen stehen, erst recht seit Corona, im Vordergrund. Heute ist die Jugendberatung diversifiziert, ein Teil der Mittel kommt von der Jugendhilfe, ein projektbezogener Teil kommt vom Gesundheitsdepartement. Die JuBe von JuAr Basel besteht heute aus der klassischen niederschwelligen psychosozialen Jugendberatung, dem Care-Leaver-Projekt, für Jugendliche, die aus Heimstrukturen entlassen werden, und dem Freizeit-Beratungsprojekt Catching Fire. 50 Jahre Jugendberatung, auch das wird gefeiert. Die Details folgen bald.
Per Glücksrad
Ausflüge, Zugfahrten, Ferienplausch, solche Aktivitäten standen von Anfang an in der Agenda der BFA. Eine betagte Dame hat uns mal erzählt, dass man auf Schulausflügen immer nur brave, gottgefällige Lieder habe singen dürfen. Auf den BFA-Ausflügen haben man jedoch frei und aus voller Brust «Lumpeliedli», etwa «s Vogellyysi» singen dürfen. Als der Ferienpass 1975 aus der Taufe gehoben wurde, mit einem bunten Programm an Freizeitvergnügen, hab sich diese Aktivitäten gebündelt. Anfangs wurden besonders attraktive Angebote auf dem Münsterplatz verlost, mit einem grossen Glücksrad.
In den späten 1990er Jahren wurde aus dem Angebot der Dreiland Ferienpass, mit deutscher und französischer Beteiligung. In den 2010er Jahren ist dieses Konstrukt eingeschlafen und der Ferienpass bekam wieder den Namen Basler Ferienpass. Durch das grosse Engagement des Teams wurde der Pass mit den Jahren professionalisiert und vorangetrieben, gerade auch inhaltlich. Eine stattliche Anzahl von Grund- und Kreativangeboten stehen heute im Programmheft und auf der Homepage, die Teilnehmerzahlen waren in den letzten Jahren immer rekordverdächtig – zudem gibt es inzwischen zwei Ferienpass-Perioden, eine lange in den Sommer- und eine kürzere in den Herbstferien. Auch hier wird heuer der Fünfzigste gefeiert, die Details folgen.
Neues Grundsatzpapier für die Unterstützung junger Menschen

Zwölf erfahrene und stark vernetzte Fachpersonen aus mehreren Kantonen sowie aus Deutschland, darunter Christoph Walter, Leiter der Jugendberatung von JuAr Basel, haben ein Grundsatzpapier veröffentlicht, das in Fachkreisen für Furore sorgen wird, mit seinen klaren Aussagen über die heutigen Anforderungen an Unterstützungsangebote sowie einem Katalog, der sechs Forderungen umfasst.
cap. Die Autorenschaft des Papiers besteht aus Fachpersonen, die alle in niederschwelligen und bedarfsorientierten Unterstützungsangeboten für junge Menschen tätig sind. Sie haben eine Interessengruppe ins Leben gerufen, die sich mit dem Papier klipp und klar positioniert.
«Sehr zufrieden»
Christoph Walter: «Ich bin sehr glücklich mit diesem Papier. Es bringt unsere Erfahrungen auf den Punkt, es enthält Forderungen, die auf Erfahrungen aus der Praxis beruhen. Es löst eine gewisse Starre auf, jenen vielen gegenüber, die schon jung durch die staatlichen Hilfsangebote nicht mehr erreicht werden können. Und das werden, wenn wir schon nur unsere Warteliste anschauen, dann sehen wir das klar, nicht weniger. Junge Schulabbrechende, die nicht zurechtkommen, deren Eltern auch überfordert sind, die keine Alltagskompetenzen haben, die auf dem Arbeitsmarkt knapp funktionieren, aber Schulden anhäufen, vielleicht Neurodiversität oder Drogenprobleme aufweisen, häufig krankgeschrieben sind, sich von einer Temporär-Stelle zur nächsten schleppen, dann wieder in die Arbeitslosigkeit fallen, für minimale Löhne weit pendeln müssen. Oft haben diese jungen Menschen weder die Steuern noch die Krankenkasse auf dem Schirm, können die Zahnarztrechnungen nicht bezahlen, werden gemahnt, betrieben, verlieren die Wohnung. Für diese hochbelasteten und -gefährdeten Gruppen gibt es kaum staatliche Angebote, sobald es nicht mehr um Schule und Ausbildung geht, ist da etwa das GAP des Kantons Basel-Stadt, also das Case Management Berufsbildung, nicht mehr zuständig. Genau diese Dinge bringen wir in unserem Text auf den Punkt und entwickeln daraus angemessene und zeitgemässe Forderungen, auch nach mehr Personal, mehr Anerkennung und höherer Finanzierung.»
Die Positionen und Forderungen
Folgendermassen lauten die sechs Forderungen im Einzelnen, die Zitate stammen aus dem Originaltext des Papiers:
1. Junge Menschen benötigen eine bedarfsorientierte Unterstützung bei der Lebensbewältigung.– Bei Mehrfachproblematiken sind junge Menschen oft stark überfordert. Es ist wichtig, dass auch Jugendliche und junge Erwachsene mit problematischen Biografien einen selbstbestimmenden Alltag erreichen können. Dafür braucht es breit ausgerichtete, niederschwellige Angebote, die polyvalent sind und situativ erkennen, wann spezifische Schwierigkeiten spezialisiertes Fachwissen verlangen. Unsere Jugendberatung ist ein solches Angebot.
2. Es braucht niederschwellige Angebote, die junge Menschen in Übergängen begleiten. – Niederschwelligkeit definiert sich hier darüber, dass kaum Bedingungen für den Zugang gestellt werden und das Angebot freiwillig und kostenlos genutzt werden kann.
3. Es braucht ein umfassendes Verständnis von Bildung, das alltagsbezogenes Lernen miteinbezieht. – Lebensbewältigung in einer sich stark wandelnden Gesellschaft verlangt neben der formalen Bildung als eine Voraussetzung für die gesellschaftliche Integration, auch die Möglichkeit im umfassenden Sinne zu lernen und sich zu bilden. Junge Menschen in mehrfach belastenden Situationen sind häufig weniger erfolgreich im formalen Bildungssystem, sie durchlaufen dies meist verzögert und haben zusätzliche Anforderungen zu bewältigen. Dies hat Auswirkungen auf ihre Bildungschancen und -verläufe. Erforderlich ist daher ein umfassendes Bildungsverständnis, das auch informelle und alltagsbezogene Bildung einbezieht und eine erhöhte Sensibilität für biografische Bildungsprozesse.
4. Es braucht institutionell und organisational koordinierte Hilfen, um dem vielfältigen Hilfebedarf gerecht zu werden. – Erforderlich sind dafür neue Ansätze der überinstitutionellen Zusammenarbeit, damit die Hilfen im konkreten Fall besser koordiniert werden können. Die Organisation von Kooperationen verlangt die Überschreitung institutioneller Grenzen zwischen den relevanten Handlungsfeldern wie Bildung, Kindes- und Erwachsenenschutz, Sozialhilfe, Arbeitsintegration, Sozialversicherungen, Kinder- und Jugendhilfe, Psychiatrie und anderen Gesetzliche, institutionelle, organisationale und angebotsspezifische Entwicklungen müssen eng aufeinander bezogen werden. Die interinstitutionelle, respektive die interprofessionelle Zusammenarbeit ist unter dem Gesichtspunkt der Begleitung des Übergangs ins Erwachsenenalter zu klären bzw. zu intensivieren.
5. Es braucht die Regelung der Finanzierung von niederschwelligen, bedarfsorientierten Unterstützungsleistungen. – Dies ist gerade auch für unsere Jugendberatung ein ganz zentrales Anliegen. Sowohl die Schaffung niederschwelliger und bedarfsorientierter Angebote, die eine allfällige Lücke schliessen, wie auch die Weiterentwicklung bestehender Angebote, benötigen zeitliche wie auch personelle und finanzielle Ressourcen. Finanzierungsmodelle müssen daher Bedarfsorientierung zulassen (z.B. Subjektfinanzierung). Departements-Übergreifende Finanzierungsmodelle können dazu beitragen, die zu eng festgelegten Leistungsansprüche und Zuständigkeiten zu überwinden. Unterstützungsangebote werden idealerweise unabhängig von Wohnort und starren Altersbeschränkungen bereitgestellt.
6. Es braucht strukturelle Weiterentwicklungen auf verschiedenen Ebenen, um niederschwellige und bedarfsorientierte Angebote zu ermöglichen. – Auch dies ein Anliegen, das uns bei JuAr Basel besonders am Herzen liegt. Damit Unterstützungsangebote junge Menschen im Auftrag von fallführenden Stellen und Fachdiensten adäquat begleiten können, benötigt es strukturelle Weiterentwicklungen in den relevanten Verwaltungsbereichen, die den Übergang ins Erwachsenenalter begleiten. Strukturelle Weiterentwicklungen und gesetzlich angepasste Regelungen ermöglichen geeignete Rahmenbedingungen für niederschwellige und bedarfsorientierte Unterstützungsangebote. Hierbei ist es wichtig, die Weiterentwicklungen im System auf Bundes-, Kantons-, und Gemeindeebene zu berücksichtigen und rechtliche Grundlagen zu schaffen.
Nun ist der Stein der Weisen also ins Wasser geworfen, wir denken und hoffen, dass er möglichst weite Kreise zieht. JuAr Basel wird regelmässig über den Stand der Entwicklungen berichten. Vor der Arbeit Fachgruppe ziehen wir den Hut und sagen: Chapeau!
Unter folgendem Link können Sie den ganzen Text lesen:
www.jugendberatungbasel.ch/aktuelles
Wir gratulieren Mary Born zu 25. Jahren bei JuAr Basel

cap. Mary Born leitet den Basler Ferienpass seit 25 Jahren. Das Angebot feiert dieses Jahr seinen 50. Geburtstag. Sie hat also die Hälfte dieser Zeit miterlebt, die Höhen und Tiefen, die Abstürze im Zusammenhang mit dem Dreilandprojekt, die darauffolgende Aufbauarbeit eines neuen Basler Modells. Darüber hinaus hat sie schon vorher als Macherin eines Kreativ-Angebots des Ferienpasses gewirkt. Man kann also sagen, dass sie dieses Genre von der Pike auf kennengelernt hat.
Als sie anfing, da hiess die JuAr Basel noch Basler Freizeitaktion, hatte ihre Büros an der Nauenstrasse – und der Ferienpass wurde mit 300 Stellenprozenten geführt. Natürlich musste damals sehr vieles, das heute per Computer erledigt werden kann, in endlosen Telefongesprächen abgemacht und abgeklärt werden, garniert mit einem entsprechenden Papierkrieg, wie man das damals nannte.
Dann erlebte Mary den Umzug ins Waisenhaus und eine beträchtliche Schrumpfung der zur Verfügung stehenden Stellenprozente, jahrelang führte sie das Angebot allein, mit gerade mal noch 60 Stellenprozenten. Aber sie hat nicht nur durchgehalten, sie hat mit ihrer neugierigen und findigen Art neue Kreativangebote aufgespürt und eingesetzt, hat um das Weiterbestehen und die Ergänzung der Grundangebote gekämpft, immer ruhig, ausgeglichen, bestens vernetzt.
Die hervorragenden Zahlen, die der Basler Ferienpass heute wieder schreibt, die Erweiterung des Angebots auf die Herbstferien, die Vernetzung mit anderen vergleichbaren Angeboten im gesamten deutschsprachigen Raum: all das hat Mary gemacht. Seit einigen Jahren hat sie zum Glück wieder eine Mitarbeitende an ihrer Seite. Denn ab der Anmeldungszeit und während den Ferien ist dieses Büro am Brummen. Wir gratulieren Mary zu ihrem Vierteljahrhundert bei unserer Organisation, im Wissen darum, dass sie im Jubiläumsjahr 2025 ihre letzte Saison kuratieren und managen wird. Denn danach geht Mary Born in Pension.