Newsletter
Winter 24/25

Vorwort des Präsidenten
Trio ersetzt Duo
Die neue Geschäftsleitung ist angekommen
Liebe Leserinnen
Liebe Leser
Liebe Alle
Es ist vollbracht. Nach der Pensionierung des Geschäftsleitungsduos Elsbeth Meier und Albrecht Schönbucher sowie jenem – tragischerweise nicht tragfähigen – Versuch einer zweiköpfigen Neubesetzung, wurde JuAr Basel für ein halbes Jahr interimistisch geführt: Gabi Mächler und Albrecht Schönbucher agierten als Geschäftsleitung, unterstützt von Guido Morselli und mir selbst: Christian Platz. Per 1. Januar 2025 hat nun eine neue Geschäftsleitung bei JuAr Basel die Arbeit aufgenommen. Und es handelt sich nicht mehr um ein Duo, sondern um ein Trio: Louise Jordi, Endrit Sadiku und Marc Moresi leiten seit Jahresbeginn die Geschäfte unserer Organisation. Eine neue Ära hat begonnen.

Innovation fördern
Die Findungskommission des Vorstands ist im Verlauf des Bewerbungsprozesses zur Überzeugung gelangt, dass wir die Stellenprozente, die wir für die Geschäftsführung zur Verfügung haben, vorteilhaft auf drei Personen verteilen könnten. Dies im Sinne einer «Matrix Governance», welche funktionale Strukturen und Führungsaufgaben verbindet, um Synergien zu schaffen und flexibel auf Herausforderungen reagieren zu können. Ressourcen und Expertise werden dabei effizient genutzt, während bereichsübergreifende Zusammenarbeit Innovation fördert. Es ist ein Modell, das Dynamik und Anpassungsfähigkeit ermöglicht. Zudem ist es ein Modell, das Elemente einer Kollektivleitung enthält.
Governance
Die Leitung der Angebote von JuAr Basel wird nun also nicht mehr auf zwei, sondern auf drei Köpfe verteilt. Zudem verfügt jede dieser drei Personen über spezielle Fähigkeiten und Wissen auf unterschiedlichen Fachgebieten, die unsere Organisation braucht, um den Anforderungen unserer Zeit gewachsen zu sein. Darüber informiert Sie der erste Beitrag dieses Newsletters en Détail. Ein Wort noch zum Thema Governance: Zwei Mitglieder des Trios arbeiten – nebst ihren Stellenprozenten für die Geschäftsleitung – weiterhin in Angeboten von JuAr Basel. Louise Jordi ist die Einzige im Bund, die sich ausschliesslich auf die Geschäftsführungsarbeit konzentriert. Louise trägt die oberste operative Verantwortung und steht deshalb an der Spitze unseres neuen GL-Trios. Sie untersteht direkt dem Vorstand. Die Kontrolle aller Akteur:innen ist also gegeben.
Neue Form der Leitung
Während des Findungsprozesses wurde uns plötzlich bewusst, dass die Reproduktion einer zweiköpfigen Co-Leitung nach all den überaus erfolgreichen Jahren mit Elsbeth Meier und Albrecht Schönbucher Erwartungen schüren und Vergleiche provozieren würde, denen eine Neubesetzung im gleichen Format eher nicht gewachsen wäre. Deshalb haben wir uns für dieses Dreieck mit Spitze entschieden – ein Modell, das eine ganz neue Form der Leitung in unserer Organisation einführt. Ich freue mich darauf. Was bleibt, ist der Gedanke, dass Leitung bei uns immer eine Dienstleistung darstellt, die den Mitarbeitenden in unseren Angeboten den Rücken freihält, damit sie sich ihrer wichtigen und herausfordernden Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen möglichst optimal widmen können. Übrigens: Die 3GL umfasst drei Altersgruppen – die Mitglieder des Trios sind 30, 40 und 50 Jahre alt.
And I thank you…
Danken möchte ich meinen Vorstandskolleginnen und -kollegen, die diesen schwierigen Prozess unterstützend begleitet haben – speziell Waltraut Waibel und Nikolai Iwangoff, die mich in der Findungskommission unterstützt haben. Mein grosser Dank gilt Gabi Mächler, Elsbeth Meier, Albrecht Schönbucher und Guido Morselli, ohne deren unschätzbaren Einsatz JuAr Basel monatelang im Blindflug ohne Pilotenteam unterwegs gewesen wäre. Zudem ziehe ich meinen Hut vor unserer Finanzchefin Sabine Suter und meinem Vorstandskollegen Kandid Ganter, die mit höchster Professionalität – unter der Leitung von Albrecht – dazu beigetragen haben, dass unsere komplexe Finanzlage auf Kurs gehalten werden konnte. Mein Dank gilt ebenso dem Erziehungsdepartement unserer Stadt, dessen Mitarbeitende in diesen schwierigen Monaten Geduld und Empathie für uns gezeigt haben.
Und mein ganz besonderer Dank geht an die Mitarbeitenden in den Angeboten und in der Zentrale von JuAr Basel. Ihr musstet das alles aushalten, Ihr habt dabei grösstmögliche Resilienz an den Tag gelegt und professionell weitergearbeitet. Kurz: Ohne Euch wäre nichts mehr gelaufen. You are my heroes!
Ich wünsche allen, die diesen Newsletter lesen, viel Glück im Jahr 2025.
Beste Grüsse
One Love
Christian Platz, Prädident JuAr Basel
Vorstellung

Louise Jordi;
Prima inter pares
«Mit viel Wertschätzung für die JuAr freue ich mich sehr darauf, neue, spannende Herausforderungen anzunehmen, dabei mit Elan neue Wege zu beschreiten und gemeinsam frische Impulse einzubringen.»

Im Sommer 2024 trat sie als jüngstes Mitglied in den Vorstand von JuAr Basel ein. Louise, die einst eine Berufslehre als Flugzeugmechanikerin absolvierte und anschliessend in verschiedenen Geschäftsleitungspositionen tätig war, hat innovative Start-ups mitaufgebaut und sich nebenberuflich permanent weitergebildet. In den letzten Jahren leitete sie als Geschäftsführerin die Physio Jordi in Riehen – ein Familienunternehmen, das seit seiner Gründung 1978 stets mit der Zeit gegangen ist und deshalb auch heute sehr erfolgreich dasteht.
Schon seit einiger Zeit hegte Louise den Wunsch, sich sozial zu engagieren. Weil sie als Jugendliche selbst Angebote der BFA – so hiess JuAr Basel früher – genutzt hatte und 2012 von der Revue «firimmerjung» im Schauspielhaus begeistert war, welche die Geschichte der Organisation anlässlich ihres 70. Geburtstags mit Musik- und Wortbeiträgen erzählte und feierte, entschied sie sich, dem Vorstand der Jugendarbeit Basel beizutreten.
Im Sommer 2024 wurde sie freudig als neues und jüngstes Vorstandsmitglied begrüsst. Besonders erfreulich war ihre Bereitschaft, in unserer Findungskommission mitzuwirken, die nun so schnell wie möglich eine neue tragfähige Geschäftsleitung für JuAr Basel bestimmen musste. Ihre Erfahrung in der Personalsuche war sehr hilfreich: Sie beschäftigte sich intensiv mit den Bewerbungsdossiers, nahm an Vorstellungsgesprächen teil und brachte sich aktiv in den Prozess ein.
Doch dann überraschte uns Louise mit einer unerwarteten Entscheidung: Sie beschloss, sich selbst auf die ausgeschriebene Stelle zu bewerben. Sie wandte sich an den Vorstand und fragte, ob es in Ordnung sei, wenn sie aus dem Gremium austreten würde, um sich für diese Position zu bewerben. Dieses Vorgehen wurde ihr gewährt – mit einem lachenden und einem weinenden Auge: ein Gewinn für die Organisation, ein Verlust für den Vorstand. Sie durchlief das gleiche Bewerbungsverfahren wie alle anderen Kandidatinnen und Kandidaten. Ihr Bewerbungsgespräch wurde absichtlich nicht von der Findungskommission des Vorstands durchgeführt, sondern von unserer interimistischen Co-Geschäftsleiterin Gabi Mächler und einer sehr erfahrenen HR-Profifrau. Louise Jordi konnte sich durchsetzen – und gemeinsam mit ihr haben wir dann das neue System einer dreiköpfigen Geschäftsleitung konzipiert.
Zusammen mit zwei erfahrenen Jugendarbeitern aus dem Bewerbungspool ist sie nun Teil der «3GL». In ihrer neuen Rolle ist sie primär für die Finanzen von JuAr, für Organisationsfragen, Controlling, Personalführung und strategische Prozesse zuständig – Felder, auf denen sie über grosse Erfahrung verfügt. Der Vorstand hat entschieden, dass sie in diesem Trio als «Prima inter pares» agiert – als «Erste unter Gleichen». In entscheidenden Fragen besitzt sie ein Vetorecht. Gleichzeitig leitet sie einen Teil der Angebote unserer Organisation.
Endrit Sadiku;
die Verbindung von realer und digitaler Jugendarbeit
«Die digitale Welt bietet enorme Chancen, junge Menschen zu erreichen und zu unterstützen. Ich freue mich, mit frischen Ideen und Engagement Teil der neuen Geschäftsleitung von JuAr Basel zu sein.»

Im Herbst 2024 konnte Endrit Sadiku, der im Team des Jugendzentrums Chillout arbeitet, sein Masterdiplom in Sozialer Arbeit entgegennehmen. Teil dieser Masterarbeit war der Dokumentarfilm «Gewalt auf der Dreirosenanlage», dessen feierliche Premiere im prallvollen Stadtkino Basel stattfand – in Anwesenheit des Basler Grossratspräsidenten, eines Bundesrats, eines Reporters einer albanischen Fernsehstation und vieler Menschen aus der Jugendarbeit. Auch die hiesigen Medien berichteten über Endrit und seinen Film. Der Anlass war umsichtig organisiert, wirkungsvoll inszeniert und mediengerecht aufgestellt – ein Beispiel für Endrits Arbeitsweise. Er engagiert sich auch politisch, bei der SP Basel-Stadt, und hat bei den letzten Grossratswahlen kandidiert.
Endrit ist ein Brückenbauer, ein Vermittler und Vernetzer, der die ganz reale Arbeit in einem Jugendzentrum genauso kennt und schätzt wie die Digitale Jugendarbeit. Er war tätig als Projektleiter der Jugendapp Basel, entwickelt mit der Hochschule innovative Angebote für unsere Jugendlichen und wirkte im Team mit, das den «#JugendLiveTalk» ins Leben gerufen hat – alles innovative Projekte auf der Höhe unserer Zeit. Gleichzeitig plaudert er gerne mit den jungen Nutzenden unserer Angebote, ist neugierig auf ihre Lebensrealitäten, Meinungen, Anliegen und Trends. Zudem erfüllt er bei JuAr Basel eine Querschnittsaufgabe im Bereich Digitale Jugendarbeit & Kommunikation, die er als Mitglied der «3GL» fortführen wird.
Nach seiner Master-Diplomierung machte sich Endrit natürlich Gedanken über seine Zukunft. Zeitgleich lief unsere Ausschreibung für die neue Geschäftsleitung. Endrit bewarb sich – Hut ab vor seinem Mut – und wurde ausgewählt. Als jüngstes Mitglied der «3GL» wird er seine Kenntnisse in Offener Jugendarbeit und Unternehmenskommunikation – er verfügt hier über eine CAS-Weiterbildung in Media Relations & Communications – einbringen. Gleichzeitig übernimmt er die Leitung mehrerer Angebote von JuAr Basel. Im Frühling dieses Jahres wird er aus dem Chillout-Team austreten und ab Sommer beim Ferienpass arbeiten, der in unserer Zentrale im Waisenhaus untergebracht ist. Dort steht die Pensionierung von Mary Born an, die das Angebot stolze 25 Jahre lang geleitet und weiterentwickelt hat. Endrit wird mit seiner Expertise für digitale Kommunikation, PR und neue Medien dort gewiss neue Impulse geben.
Marc Moresi;
unser Mann aus der Dreirosenanlage
«Ich bin mehr denn je Feuer und Flamme für unsere Organisation JuAr Basel und unser hochspannendes Handlungsfeld, die offene Kinder- und Jugendarbeit mit all seinen unglaublich vielfältigen Facetten. Ich freue mich daher ungemein meine Erfahrungen und mein Wissen aus 25 Jahren Tätigkeit ab sofort als Co-Geschäftsleiter von JuAr in einem noch breiteren Wirkungsfeld als bisher einbringen zu können.»

Er leitet die Freizeithalle Dreirosen, seit es sie gibt. Er hat dieses beliebte Angebot aufgebaut, dessen Konstruktion komplex ist – etwa die teilweise Finanzierung durch ein Beschäftigungsprogramm für junge Menschen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren, die keinen Job finden. Sie bilden einen Teil des Teams der Halle und des «RiiBistro» und müssen genauso betreut werden wie die Kinder, Familien und Gruppen aus der ganzen Region, die hier Spass und Bewegung tanken. Dazu kommen die ganze Hausmeisterei, Aufsichtsaufgaben, Wartungsarbeiten, Raumvermietungen usw.
Die Halle bietet zudem grosse Räume, die für einen fairen Preis gemietet werden können – eine Rarität im nördlichen Kleinbasel, einem der am dichtesten besiedelten Gebiete der Schweiz. Hier treffen unterschiedliche Kulturen und soziale Realitäten aufeinander. Vor der Halle erstreckt sich die Dreirosenanlage, eine Erholungs- und Sportoase, die jedoch seit Jahren auch ein Problem-Hotspot ist – geprägt von Drogen und Alkohol. Diese Problematik betrifft direkt die Angebote von JuAr Basel und damit auch Marc Moresi, den manche als «Sheriff der Dreirosenanlage» bezeichnen – eine Bezeichnung, die er mit einem unzufriedenen Knurren kommentiert.
Marc hat Sport studiert, spricht mehrere Sprachen fliessend und war vor der Eröffnung der Freizeithalle im Team des Jugendzentrums Barracuda in Kleinhüningen tätig. Er arbeitet seit einem Vierteljahrhundert für unsere Organisation, seit 2006 in leitender Position. Marc ist in der Basler Öffentlichkeit bekannt, da er regelmässig zu den Problemen der Anlage befragt wird. Seine Belastbarkeit und seine Fähigkeit, die Nerven zu behalten, sind legendär.
Für die Geschäftsleitung von JuAr Basel ist Marc eine selbstverständliche Wahl. Letztes Jahr trat er freiwillig aus der damaligen Co-Leitung zurück, da diese nicht funktionierte. Die «3GL»-Lösung kommt ihm entgegen: Er wird weiterhin die Hälfte seiner Stellenprozente in die Freizeithalle investieren und sich mit 50 Prozent als Mitglied der Geschäftsleitung um weitere Jugendzentren von JuAr Basel kümmern.
Jugendarbeit live: Interview
«In der Dauergegenwart der Social Media scheint halt manches nicht mehr so real, greifbar und begreifbar zu sein.»

Ein Gespräch mit Steffi Schöchle, Leiterin des Jugendzentrums Bachgraben von JuAr Basel, über Jugendliche am Stadtrand
Im mehrstöckigen Jugendzentrum Bachgraben von JuAr Basel herrscht oft Grossandrang. Am Freitagabend ist das jeweils besonders wild. Die Jugendlichen im Iselin Quartier schätzen das Angebot und sein Team, um dessen langjährige Leiterin Steffi Schöchle. Dieses Viertel am Stadtrand, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Allschwil und zur französischen Grenze gelegen, bringt Jugendliche mit ganz unterschiedlichen sozialen und kulturellen Hintergründen zusammen. Normalerweise läuft hier alles recht laut und lebendig, aber friedlich ab. Doch der Standort hat auch seine Problemzonen.
Im grossen und vielfältigen jungen Publikum, das hier ein- und ausgeht, gibt es Jugendliche, die es im Leben nicht leicht haben, junge Menschen mit Fluchthintergrund, aus Sozialwohnungen, Jugendliche, die ihren Alltag zwischen zwei Kulturen leben, die zuhause eine ganz andere Kultur erleben als jene, die sie draussen vorfinden.
Und natürlich sind die Jungen auch hier alle fast permanent mit dem Handy beschäftigt, in ihrer Dauerverbindung zur Aussenwelt. Das bringt die totale Informationsflut, rasch gescrollt, eine Flut von Fotos, bewegten Bildern sowie verknappten, auf Wirkung zugeschnittenen Sprachbotschaften: blitzschneller Wechsel der Imagewelten und Gefühlslagen. Genauso hektisch ist die Kommunikation über WhatsApp und andere soziale Medien. So sieht die Jugi-Alltagsrealität der 2020er Jahre praktisch überall aus.
Leider kommt es hier auch manchmal zu Gewalt, zwar nie in den Räumen des Jugendendzentrums. Doch Jugendliche, die das Angebot besuchen sind manchmal involviert. Manche Konflikte beginnen im Jugi oder in der Schule, das Team merkt dann zwar meistens, dass etwas im Busch ist, doch manchmal scheitert die Deeskalation. Und die Auseinandersetzung wird draussen fortgesetzt. Auf der Promenade schaukelte sich letztes Jahr ein Konflikt zwischen zwei Jungs zu einer Gruppenschlägerei hoch – und neulich gab es, gegen Abend, als das Team schliessen wollte, einen versuchten Messerangriff auf junge Besuchende vor dem Gartenbad, bei dem zum Glück niemand verletzt wurde. Natürlich haben unsere Leute die Polizei gerufen. Doch als die ankam, waren alle Beteiligten bereits weg. Es folgten gute Gespräche mit der Jugendpräventionspolizei. Aber der Schreck sitzt Steffi und ihrem Team immer noch in den Knochen.
Was sind bei Euch – im Haus am Gartenbad – Themen, die gerade den Alltag bestimmen?
Steffi Schöchle: Im Moment ist das sicher die Berufswahl. Es ist schon interessant, wie schwer das für viele Jugendliche immer noch ist, obwohl sie heute ja eine Menge Informationen erhalten, an der Schule, in der Berufsberatung. Manchmal frage ich mich schon, was da in den Köpfen wirklich ankommt. Am Ende entscheiden sie sich dann oft nach eher banalen Kriterien: Was gibt es in der Nähe? Was macht der Onkel? Das ist schade – und wir versuchen ihnen im Gespräch weitere Perspektiven aufzuzeigen. Ein grosses Thema bleibt der Umgang untereinander. Wie lösen wir Konflikte? Diese Frage steht häufig im Raum. Umgang mit Provokationen, gegenseitiger Respekt, Einhaltung der Regeln, diesen Themen müssen wir schon viel Zeit widmen.
Hat das auch mit dem digitalen Universum zu tun, jener zweiten Ebene, die bei den Jugendlichen immer präsent ist, diese digitalen Inhalte und die blitzschnelle Kommunikation schlagen sich ja klar im Alltag nieder…
Du sammelst heute per Click Social-Media-Freunde, wie wir früher CDs gesammelt haben.
Steffi Schöchle: Auf jeden Fall. Du sammelst heute per Klick Social-Media-Freunde, wie wir früher CDs gesammelt haben. Die Social Media sind die Plattformen, auf denen die Jugendlichen gut ankommen wollen, dafür tun sie auch einiges. Die Social Media bringen ihnen Vorbilder, Trends, Freundschaften, Allianzen, doch das ist alles recht flüchtig, kurzlebig. Die Freundschaften halten dann nicht so lange, sie sind weniger verbindlich, es wird weniger Verantwortung übernommen. Werte wie Vertrauen und Ehrlichkeit scheinen nicht mehr so zentral zu sein, das stellen wir immer wieder fest. Und die Frage, die wir uns dann stellen, ist: Was macht das mit einer Gemeinschaft, einer Gesellschaft?
Spürst Du bei den Jugendlichen Zukunftsängste?
Das kommt halt stark auf die sozialen Hintergründe der Einzelnen an. Natürlich sehen sie in den Social Media immer diese Beispiele: das schnelle Geld, die Sportstars, die Influencer, die mit vielen Klicks anscheinend super verdienen, das sind die Wünsche in einigen Köpfen. Gleichzeitig sehen sie ja selbst, wie flüchtig der Erfolg auf Medien wie TikTok sein kann. Da hat einer heute unglaublich viele Likes – und schon übermorgen kräht kein Hahn mehr danach. Und das setzt dann schon ein Denkprozess ein: Was will ich eigentlich sein, was soll aus mir werden? Da kommen dann Ängste auf. Dabei können wir ganz individuell mit Beziehungsarbeit helfen, wir schreiben den Jugendlichen nichts vor, wir fördern ihre Entwicklung, erweitern ihren Horizont, zeigen Perspektiven auf.
Was meinst Du, was macht die digitale Informationsflut mit unserer Gesellschaft?
Wir leben momentan zwischen riesigen Spannungsfeldern, die massiv aufgeladen sind. Einerseits hat unsere Gesellschaft ja den Anspruch, möglichst vieles zu verstehen, zu integrieren und zu tolerieren. Andererseits haben Jugendliche diesen anderen Impuls, sie wollen rebellieren, Grenzen testen. Darauf braucht es eigentlich Antworten, doch die sind heute sehr vage. Das merken und wissen die Jugendlichen natürlich. Womit kann man noch provozieren, wenn das Allermeiste toleriert wird? Ein weiteres Spannungsfeld ist das Genderthema, zu dem unsere Jugendlichen ganz unterschiedliche Haltungen haben, die teilweise auch auf die Kulturen zurückzuführen sind, aus denen sie stammen. Und die Konflikte, die überall auf der Welt herrschen, denn es kommen auch Jugendliche zu uns, die Konflikte und Flucht erlebt haben. Das wird hier natürlich auch spürbar.
Ist das jetzt noch ein Scherz oder bereits eine Straftat?
Wie steht es denn um die Subkulturen, gibt es die unter den Jugendlichen noch? Oder sind sie eine segmentierte Kundschaft, genauso wie die Erwachsenenwelt?
Ja, das sind sie, die Lifestyle-Angebote sind heute einfach unendlich. Früher haben hier beim Bachgraben Gangs die Szene dominiert. In einer Gang zu sein, das bedeutet auch loyal zu sein. Das bringt Verbindlichkeiten und Regeln mit sich. Da kann man ansetzen. Wir haben hier viel und erfolgreich mit Gangmitgliedern gearbeitet. Natürlich wollen die Jugendlichen auch heute Zugehörigkeit und Zusammenhalt spüren, aber die Verbindungen sind loser, unverbindlicher. Und diese ganzen Challenges auf den sozialen Netzwerken tragen halt schon absurde Blüten, da gibt es Dinge, bei denen man sich fragen muss: Ist das jetzt noch ein Scherz oder bereits eine Straftat? In der Dauergegenwart der Social Media scheint halt manches nicht mehr so real, greifbar und begreifbar zu sein. Da kommt es oft vor, dass Jugendliche sich vertrauliche Nachrichten schicken – und dann exponiert jemand so eine Botschaft plötzlich vor einer ganzen Gruppe oder macht sie sogar öffentlich. Das ist heutzutage der grosse Vertrauensbruch. Da springen dann aus dem virtuellen Raum sehr schnell Realitäten, die auch zu gewalttätigen Auseinandersetzungen führen können.
Bei einer Umfrage haben wir mal gemerkt, dass die Jugendlichen oft nicht mal den Namen des Quartiers präsent haben.
Auch beim Bachgraben…?
…potenziell in jedem Jugendhaus. Aber wenn Du Jugendarbeit machst, musst Du Dir bewusst sein, in was für einem sozialen Raum Du lebst und verortet bist. Wir sind im Iselin-Quartier. Im Gegensatz zum St. Johann oder zum Matthäusquartier generiert dieses Stadtviertel, durchschnitten von einer Hauptverkehrsachse, kaum Identität. Bei einer Umfrage haben wir gemerkt, dass die Jugendlichen oft nicht mal den Namen des Quartiers präsent haben. Diese schreiben dann «beim Bachgraben» oder «wie heisst eigentlich unser Quartier?» hin. Dieses Quartier ist sozial sehr geteilt. Es gibt hier Mittelstand, aber auch jede Menge Sozialwohnungen, in denen Familien leben, die grauenvolle Dinge durchgemacht haben. Und da habe ich oft schon grossen Respekt vor den Jugendlichen, wie sie damit umgehen können. Und wir sind eben am Stadtrand. Hier sind wir für eine sehr vielfältige Nutzerschaft da, offen, gesprächsbereit, positiv.
JuAr Basel-Weihnachtscup…
konnte durchgeführt werden, aber es braucht auch Mädchenteams!

Insgesamt 16 Mannschaften, in zwei Alterskategorien, sind am 21. Dezember in der Turnhalle Sternenfeld in Birsfelden, zum jährlichen JuAr-Weihnachtscaup angetreten. Es ist ein Fixtermin im Jahreskalender unserer Organisation. Diesmal mit einer Premiere an einem neuen Austragungsort. Unsere Mitarbeitenden Mesut Bulut (Jugendzentrum Lava, Birsfelden) und Manuel Raemy (Jugendzentrum Dreirosen), haben den Anlass auf die Beine gestellt. Doch er stand noch eine Woche vor der Durchführung auf der Kippe. Es hatten sich einfach nicht genug Teams angemeldet. Das OK musste einen Sonder-Effort leisten, um genug Teilnehmende zusammenzukratzen. Eigentlich bedauerlich, denn dieser Cup ist gut organisiert und geht bei bester Stimmung über die Bühne.
Meldet Euch an
Leider fällt noch etwas auf: Trotz des Frauenfussballbooms melden sich kaum Mädchenteams an. Mesut Bulut: «Die Girls befürchten, dass sie von den männlichen Teams blöd hingestellt oder ausgelacht werden. Dabei müssen sie diese Befürchtung gerade bei uns nicht haben. Wir achten auf fairen Umgang und eine gute Atmosphäre am Anlass.» Und, liebe Mädchenteams, das könnt Ihr glauben: Die erfahrenen Jugendarbeitenden können nicht nur in ihren Jugendzentren, sondern auch an diesem Sportanlass für eine entspannte und respektvolle Atmosphäre sorgen. Also, liebe Teams im Alter zwischen 12 und 15 sowie 16 und 20 Jahren, Mädels und Jungs: Meldet Euch an, damit die Durchführung auch 2025 sichergestellt ist!
Neue JuAr Basel Homepage
Es war ja auch höchste Zeit!

Schon lange wollten wir unsere Homepage neu und zeitgemäss gestalten und aufsetzen lassen. Doch aus Zeit- und Budgetgründen mussten wir es immer wieder verschieben. 2023 haben wir einen neuen Gestalter für unsere Drucksachen gesucht und gefunden: Mit Chris Cueni (https://www.grafikdesign-cueni.ch) und seiner Auffrischung unseres Jahresberichts sowie des JuAr Basel Magazins waren wir sehr zufrieden. Zudem haben wir immer wieder mit ihm über digitale Gestaltung diskutiert und seine gestalterischen Überzeugungen haben wiederum uns überzeugt. Wir wollten uns und Cueni Zeit lassen, wollten ein Modell entwickeln, das wirklich zeitgemäss ist und zu uns passt.
Zum Anfang dieses Jahres war es dann so weit, Cueni und der Web Programmierer Christian Gehrig (https://www.onlinefactory.ch ) haben die neue JuAr Basel-Homepage ausgerollt. Wir haben Freude daran und hoffen, dass sie Euch auch gefällt.