Newsletter Winter 21/22
Jugendarbeit Basel
in ihrer ganzen Vielfalt

Vorwort Winter-Newsletter JuAr Basel 12/2021

Liebe Leserinnen
Liebe Leser
Liebe Freundinnen und Freunde von JuAr Basel
Liebe Alle
Schon wieder ist ein Jahr vorbei – und es war alles andere als ein normales Jahr, für mich nicht, für Sie nicht und für die JuAr Basel als Organisation nicht.
Wechselnde Schutzmassnahmen, spürbare Besucher*innenrückgänge, zuletzt wegen Zertifikatspflicht, gerade unter Jugendlichen aus sozial schwächeren Familien, die unsere Angebote und den Kontakt zu den Mitarbeitenden von JuAr Basel besonders nötig haben, forderten unsere Leute an allen Ecken und Enden. Grosse Flexibilität war gefordert und wurde gebracht, ich kann unseren Teams einmal mehr nur ein Kränzchen winden – oder besser: einen riesigen festlichen Weihnachtsfestkranz. Leute, Ihr seid Herz und Seele von JuAr Basel. Dankeschön!
Nun haben wir zum Jahresende nochmals einen Newsletter gemacht, in dem wir einige interessante Aspekte unserer Arbeit abbilden und unserer Chronistenpflicht nachkommen. Letzteres hat mein geschätzter Kollege und JuAr-Basel-Geschäftsführer Albrecht Schönbucher gemacht, der die beiden Jubiläumsartikel verfasst hat. Merci viilmool.
Apropos Jubiläen: Nur damit es erwähnt ist, unsere Organisation feiert nächstes Jahr ihren 80. Geburtstag, nun marschiert sie zügig Richtung 100-Jahre-Jubiläum, aber wer weiss, was dann sein wird. Jedenfalls freuen wir uns nicht nur auf unsere neue Homepage, welche zurzeit am Entstehen ist und im Frühjahr 2022 aufgeschaltet wird.
Ich selber zeichne für den Rest der Texte verantwortlich: Sie werden im Newsletter eine Vorschau auf die Eröffnung unseres neuen Mädchentreffs der Marke Mädona im Gundeli finden, einen Bericht über den #Jugendlivetalk, eine Talkshow zu interessanten Themen, die im nördlichen Kleinbasel gemacht wird, natürlich zusammen mit einer jungen Redaktion. Sie werden einiges über die innovative Jugendarbeit erfahren, die JuAr Basel im GGG-Bibliotheken-Hauptquartier Schmiedenhof betreibt. Zudem beginnt eine neue kleine Serie: wir besuchen Leute, die bei JuAr Basel Ausbildungen absolviert haben, an ihren aktuellen Arbeitsplätzen. Zudem habe ich, wie in den vergangenen Jahren, noch eine Weihnachtsgeschichte über jugendkulturelle Themen, gestern und heute, verfasst.
All’ unseren Partner*innen, allen Personen, Stiftungen und Ämtern, die uns im letzten Jahr unterstützt haben und mit denen wir zusammenarbeiten dürfen, entbiete ich ebenfalls ein herzliches Dankeschön, frohe Feiertagsgrüsse sowie unsere besten Wünsche – ohne sie wären wir nicht das, was wir sind.
Bleibt mir, Ihnen allen viel Vergnügen bei der Lektüre zu wünschen – und natürlich wunderbare Festtage. May the good Lord shine-a-light on you.
Herzlich
One Love
Ihr Christian Platz, Präsident JuAr Basel
#JugendLiveTalk,
eine Erfolgsgeschichte aus Kleinbasel-Nord

Der #JugendLiveTalk wurde vom Team des Jugendzentrums Chillout erfunden, im kalten, von Corona-Massnahmen geprägten Februar dieses Jahres. Anfänglich waren die Interviews, die junge Leute oder Teammitglieder mit interessanten Partnern aus öffentlichem Leben, Politik und speziell ausgewählten Fachpersonen vor der Kamera machen, lediglich auf einem Instagram-Kanal zu sehen. Inzwischen können sie auch auf YouTube angeschaut werden, weil so noch ein breiteres – und vor allem auch ein erwachsenes – Publikum erreicht wird. Zudem sind sie in der Mediathek der Home-page des Jugis abgelegt: unter www.jugi-chillout.ch/jugendlivetalk. Diese ziemlich einzigartige Talkshow, bei der die Interessen von Jugendlichen im Vordergrund stehen, die in einem Jugendzentrum mit einer jungen Redaktion zusammen gemacht wird, ist eine Erfolgsgeschichte, sowohl inhaltlich betrachtet als auch den partizipativen Effekt sowie die medienpädagogische Dimension anbelangend.
Von Christian Platz, Präsident JuAr Basel
«Gerade mal zehn Monate»
Regierungsräte waren da, bekannte Rapper, Sportler, Kulturschaffende, Expertinnen und Experten aus vielen Themenbereichen, wie Mobbing, Sexualität, Gewalt, real und digital, es gab Sondersendungen über Corona, die politische Beteiligung junger Menschen, die Ehe für alle. Alles, was die Jugendlichen bewegt, kann hier vorkommen. «Die Leute haben immer den Eindruck, dass wir die Sendung schon ewig machen, dabei sind es jetzt gerade mal zehn Monate», sagt Endrit Sadiku lachend, der – zusammen mit Claudia Gunzenhauser und jeweils einer/einem Praktikanten*in – im Jugendzentrum Chillout wirkt, das vornehmlich für Jugendliche aus Kleinhüningen und Klybeck konzipiert wurde. Anfänglich war das Angebot, 2020 gegründet, befristet an der Kleinhüningerstrasse untergebracht. Nach nicht einmal einem Jahr musste es den Ort bereits wieder räumen. Nach einem kurzen Zwischenspiel im Quartierzentrum Klÿck bespielt es zurzeit zwei Räume auf einem Areal an der Kleinhüninger Neuhausstrasse. Die räumliche, organisatorische und personelle Nähe zum JuAr Basel-Jugendzentrum Dreirosen im Kleinbasler Kopf der Dreirosenbrücke führt dazu, dass auch Leute des dortigen Teams bei der Talkshow mitwirken.
Scharnier zwischen den Welten
Jugendliche oder Jugendarbeitende stellen Fragen, die zusammen mit einem jungen Redaktionsteam erarbeitet wurden, Interviewgäste antworten, das Ganze wird live aufgezeichnet, in Bild und Ton – und dies regelmässig. Klingt ja recht einfach, dahinter steckt allerdings ein gerütteltes Mass an Planung und Arbeit. Zum ersten ist es – je nach Thema – nicht ganz einfach die Jugendlichen zu motivieren und bei der Stange zu halten. Endrit: «Wir organisieren die Talks immer schon vier bis sechs Wochen im Voraus. Zwei Wochen vor dem Dreh fragen wir dann die Jugendlichen an. Es gibt Themen, bei denen sich die Jugendlichen, wenn sie davon erfahren, freiwillig melden, beliebt sind da natürlich Gäste wie bekannte Fussballer. Für Themen, die auf den ersten Blick womöglich weniger attraktiv wirken, werben wir aktiv Jugendliche für die Mitwirkung an. Dann beschäftigen wir uns nicht nur mit dem Inhalt der Fragen, wir schauen uns auch die Fragetechnik an: wie und wo erhält man wertvolle Infos, wie schafft man es, gute Antworten zu bekommen? Dann werden die Rollen während der Sendung verteilt. Wer moderiert? Wer macht den Social Media Manager, der die Publikumsfragen filtert? Die Gäste bekommen ihr Fragenpaket natürlich immer einiges vor dem Sendetermin gemailt. Das alles bringt schon einigen Aufwand mit sich, der sich aber lohnt. Im Grunde funktioniert der #JugendLiveTalk als Scharnier zwischen der Welt der Jugendlichen und jener der Erwachsenen.»
Perspektivenwechsel
Dabei erleben die Jugendlichen nicht nur, wie eine Sendung vom Knochenbau her beschaffen ist, wie sie entsteht, wie man jemanden vor laufender Kamera ausfragt, sondern das Ganze ermöglicht ihnen auch einen Perspektivenwechsel. Plötzlich sind sie die Macher des Mediums – und schon sehen sie die mediale Welt ein wenig anders. Natürlich bedeutet es auch immer einen gewissen Aufwand, die Mitwirkung von den Eltern der Jugendlichen absegnen zu lassen, schliesslich sind YouTube-Beiträge weltweit zu sehen. Aber eins ist sicher, wer einmal bei so einem Projekt mitgewirkt hat, bei einer eigenen – und deshalb ganz besonderen Sendung – wird die mediale digitale Reizflut unserer Tage und deren Inhalte danach um jenes entscheidende Bisschen differenzierter betrachten als vorher. Und alleine dies stellt doch schon einen beträchtlichen Gewinn dar.
Links zu den #JugendLiveTalks:
JugendLiveTalk Nr. 3: Corona-Massnahmen mit Regierungsrat Lukas Engelberger
https://youtu.be/Nw6ys9ViS70
JugendLiveTalk Nr. 19: Sexuell übertragbare Krankheiten mit Aidshilfe beider Basel
https://youtu.be/TFmNIjEEv7o
JugendLiveTalk Nr. 21: Rolle von Vorbildern mit Fussball-Nationalspieler Fabian Frei
https://youtu.be/_WWzlctYsUc
JugendLiveTalk Nr. 23: Informationen zur Corona-Impfung mit Kantonsarzt Thomas Steffen
https://youtu.be/4nRXQvYqgCw
Mädona-Team in den Startlöchern
Endlich eine Lounge für die Gundeli-Girls


Nach einer ausgedehnten Phase des Aufbaus im Gundeldinger-Quartier, nach Abklärungen, Studien, Mädchenarbeit in Provisorien, verfügt das Mädona an der Güterstrasse nun über einen festen Standort. Bereits im Januar wird eröffnet. Der Name des neuen Treffs soll von seiner jungen Kundschaft ausgewählt werden.
Von Christian Platz, Präsident JuAr Basel
Zum Ende des Jubiläumsjahrs noch ein Highlight
Wir sitzen mit Angi Halbeisen und Delia Pedrazzini am grossen Küchentisch des Mädona-Mutterhauses an der Unteren Rebgasse und reden über das neue Angebot im Gundeli. Nächste Woche werden sie Möbel einkaufen gehen, sich ans Einrichten machen. Definitiv ein schöner Ausklang für ein Jubiläumsjahr, denn die Mädchenarbeit von JuAr Basel geht nun in ihr 21. Jahr. Angi und Delia werden das neue Angebot im Gundeli ab Januar bespielen, zusammen mit einer Praktikantin. Inhaltlich wird an der neuen Adresse nach dem bewährten Mädona-Rezept gearbeitet, bedürfnisorientiert, ganz auf die Wünsche und Anliegen von Mädchen und jungen Frauen, die da vorbeikommen, ausgerichtet, warmherzig, einladend, offen.
Rege frequentiert
Schon das provisorische Angebot des Mädona in den Räumen der GGG, im Gundeli-Casino, wurde von den Mädchen aus dem Quartier sehr gut angenommen und war rege frequentiert. Es hatte ebenfalls eine Sogwirkung auf die Mädchen von Bruderholz, das ja auch ein komplexeres urbanes Biotop darstellt, das dem Klischee vom Bonzenhügel eben nur teilweise entspricht. Ein kurzer Zwischenhalt des Mädona im Zwingli-Haus hat nicht funktioniert, die Girls haben den Raum nicht angenommen, fanden ihn ein bisschen unheimlich und fühlten sich dort einfach unwohl, dies obwohl das Team einiges unternommen hat, um ihn wohnlicher einzurichten. Aber auch die Bibliotheksräume stellten nicht die ersehnte Lösung dar. Letztlich konnte sich die Offene Treffarbeit hier, verständlicherweise, nicht richtig entfalten, weil die unterschiedlichen Ansprüche an die Räume halt einfach kollidierten. Umso grossartiger ist es nun, dass im Parterre des Gebäudes Ecke Güterstrasse-Tellplatz, in dem die GGG beheimatet ist, jüngst ein Lokal frei wurde, nicht besonders gross, geräumig genug jedoch, um einen gemütlichen Ort einzurichten, an dem die Girls gerne verweilen. Zudem gibt es ein Schaufenster, wie an der Unteren Rebgasse, welches der Treff bespielen kann, das eben auch Signalwirkung hat und den Ort definiert. Sinnigerweise sind dies die Räumlichkeiten der ehemaligen Quartierkoordination, welche die Mädchenarbeit im Gundeli massgeblich mit vorangetrieben hat.
Begegnungsmangel ausgleichen
Angi hat im Quartier in den letzten Jahren schon einiges an Erfahrungen gesammelt. Nebst ihrem Job als Co-Leiterin des Mädona im Kleinbasel war sie von Anfang an im Gundeli präsent. Dies wird auch künftig so sein. Die zweite Frau vor Ort, Delia, hat ebenfalls gute Verbindungen zum – nach amerikanischem Raster gebauten – Quartier im südlichen Basel. Als Mitarbeiterin der Robi-Spiel-Aktionen ist sie hier nämlich ebenfalls seit einiger Zeit präsent. Beide sind im Gundeli also bereits prima vernetzt. Im Quartier, das wissen die Mädona-Ladys, gibt es viele Girls, die wegen Corona unter einem starken Begegnungsmangel gelitten haben. Gerade wenn sie in eher beengten Wohnverhältnissen leben, mit vielen Geschwistern, durften sie daheim für lange Monate oft keine – oder nur sehr selten – Freundinnen empfangen. Genau diesen Mangel wird der neue Treff nun ausgleichen, zudem wird er wohl bald eine Stammkundschaft erreichen.
Die Mädchen sollen den Namen machen
Als Arbeitshypothese hat das Team bei der Planung für den neuen Ort immer von einer Mädona-Lounge gesprochen, um den gemütlichen, entspannten, Café-artigen Charakter zu betonen, der hier Einzug halten soll. Aber der Name und die endgültige Ausstrahlung des Ortes werden in direkter Zusammenarbeit mit seinen Nutzerinnen entstehen. Im Januar sollen die Mädchen Selfies von sich vor dem neuen Treff machen und gleichzeitig Namensvorschläge eingeben. Auf die Resultate sind wir gespannt, ebenso auf das Eröffnungsfest, das schon bald ansteht.
An der Schnittstelle zwischen Literatur und Jugendarbeit

Die Jugendarbeit in den Bibliotheken der GGG, die ja nun bereits seit einigen Jahren von JuAr Basel besorgt wird, bringt immer wieder interessante Spezialtäten hervor, die wir in unseren Newslettern natürlich gerne beschreiben. Diesmal steht das Hauptquartier der GGG Stadtbibliothek im Fokus, wo JuAr-Basel-Mitarbeiter Simon Zimmermann immer wieder mal den Mantel des jugendkulturellen Impresarios überstreift und interessante Produktionen und Co-Produktionen an den Schnittstellen zwischen Literatur, Kultur, Jugendarbeit realisiert. Diesen November gab es etwa einen Hörspiel-Workshop.
Von Christian Platz, Präsident JuAr Basel
Buchjäger
Simons Wirkungskreis liegt im zweiten Stock des Schmiedenhofs. Hier sind die Bücher- und Medienangebote für Jugendliche zuhause und an der Wand prangt grossartige Grafitti-Kunst, das sind wirklich tolle Räume mit Atmosphäre. Einige der Gestaltungselemente, die man hier sieht, sind aus partizipativen Projekten hervorgegangen – und ganz vorne steht – gebührend auffällig – das Büchergestell des «Bookhunters»-Clubs, welches nun alsbald noch attraktiver aussehen soll, denn es wird von zwei jungen Frauen neugestaltet. Wer sind diese Buchjäger, diese «Bookhunters»?
Gerne lesen
Es handelt sich um Jugendliche, die gerne lesen, sich darüber austauschen und Bücher für dieses spezielle Regal auswählen, peer-to-peer-Empfehlungen. Es ist interessant, was hier an Titeln steht, natürlich ist aktuelle Jugendliteratur vertreten, es hat jedoch durchaus auch Klassiker, etwa Herman Melvilles grossartigen Roman «Moby Dick», diese ewige Geschichte von der Seefahrt mit ihrer tiefgründigen Symbolwelt. Aber auch Bücher des ostdeutschen Abenteueronkels und Lügenbarons Karl May stehen hartnäckig da, Lebenszeugnisse eines tragischen Mannes, dessen Werk sich im Strom der Zeit durchgesetzt hat und das auch heute seine Fans findet. Es gibt im Schmiedenhof regelmässig Veranstaltungen, die unter dem Banner «Bookhunters» laufen, eine weitere Reihe ist übrigens der Schreibclub «Young Words», wo Jugendliche – unterstützt und gefördert von Autoren*innen – an ihren literarischen Fähigkeiten arbeiten. Dies natürlich freiwillig und zu ihrem eigenen Vergnügen.
Text wird Hörspiel
Ein bemerkenswertes Buchjäger-Projekt hat im November dieses Jahres stattgefunden. In Zusammenarbeit mit der Radioschule «klipp+klang» – einem tollen Projekt übrigens, hier die Homepageadresse: https://www.klippklang.ch – und im Speziellen mit Anna Fierz, suchte eine Mädchengruppe im Alter zwischen 14 und 16 Jahren ein Buch aus und verwandelte es in ein Hörspiel, in drei intensiven Tagen. Ausgesucht wurde ein Buch der Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling, die ja wirklich beachtliche Verdienste hat, weil sie eine Generation von Jugendlichen zum Lesen brachte und mit immer neuen Fortsetzungen bei der Stange gehalten hat, indem die frühen Bücher der Serie auch für kleine Kinder gut geeignet sind, die späteren dann für Teenager interessant bleiben. Jede Lehrperson, die im Unterricht mit Literatur arbeitet, weiss um die segensreiche Wirkung von Harry Potter und weiterer Jugendbuchserien, die unter Rowlings Einfluss entstanden sind, Jugendliche, die so etwas intensiv gelesen haben, verstehen Texte eindeutig besser als der Durchschnitt. So haben die Girls mit Hilfe von Anna Fierz den Text bearbeitet, haben ihn in Hörspielform gebracht und dabei festgestellt, dass gesprochener Text halt schon ein anderes Medium ist als in Buchstaben gesetzter. Höhepunkt war dann der grosse Aufnahmetag, für das junge Team eine tolle Erfahrung. Das Resultat wird auf dem Radiokanal von «klipp+klar» und an Hörstationen im Schmiedenhof zu hören sein.
So cool…
Weitere Veranstaltungen für Jugendliche, die diesen Spätherbst durchgeführt wurden befassten sich mit den seit Generationen beliebten Superheldengeschichten, die man früher vor allem aus Comics kannte, die heute dank teurer wohlfeiler Filmproduktionen eine noch stärkere Popularität geniessen, mit dem Zeichnen von Mangas, Comics im japanischen Stil also. Es gab eine spannende Erzählnacht zu Öko-Themen und Klimabewegung – und die ausserordentlich gut besuchte Fifa-Nacht, an der sich 400 Jungs, vor allem aus türkischen Migrantenfamilien, königlich vergnügten. So cool kann Bibliothek sein.
Bei JuAr Basel die Ausbildung gemacht – und heute…?

JuAr Basel ist ja auch ein Ausbildungsort. Die solide und tiefgehende Praxiserfahrung, die unsere Organisation Praktikanten*innen, Studierenden, Lernenden ermöglichen kann, stösst schon seit langer Zeit auf rege Nachfrage. (Es ist vor diesem Hintergrund kein Wunder, dass Schulen und Hochschulen aus dem In- und Ausland unsere Betriebe gerne besichtigen und sich dabei unsere Organisation, deren Menschenbild und Methoden vorstellen lassen. Aber dies ist wieder eine andere Ebene). Die Liste der Leute, die bei der JuAr Basel/BFA eine Ausbildung absolviert haben, ist lang. Mit diesem Text beginnt eine Serie, die unseren Newsletter für einige Zeit begleiten soll. Was machen Menschen, die bei uns ausgebildet wurden, heute?
Von Christian Platz, Präsident JuAr Basel
Koch und leidenschaftlicher Rapper
Eigentlich wäre es ja kein Wunder, dass er bei der sozialen Arbeit gelandet sei, sagt Silas Ries: «Meine Eltern waren Sozialarbeiter. Nach der Schule habe ich aber als erstes eine Berufslehre als Koch gemacht. Mit 17 wäre ich keinesfalls reif genug für das Metier gewesen, in dem ich heute tätig bin.» Die Gastronomie ist eine harte Schule, die gnadenlos durch-getimte Welt der Grossküchen, der Hotels und Restaurants, mit ihren strengen Hierarchien und dem stetigen Druck. Wer Silas kennt, weiss auch, dass er einige ungeheuerliche Anekdoten aus jener ersten Lehrzeit auf Lager hat. Es war ja die Gastronomie, die Silas zu JuAr Basel gebracht hat, genauer, ins Sommercasino. Sein leidenschaftliches Engagement als Rapper und Veranstalter von Rap-Events konnte er bei dieser Arbeit ebenfalls einbringen. Verantwortlich war er für das Gastro-Angebot, namentlich für die Bar des Konzert- und Partytempels beim Denkmal. Zudem organisierte er immer wieder eigene Veranstaltungsreihen, umsichtig und erfolgreich. Nach einiger Zeit wurde er auch der offizielle Wirt und später dann Co-Leiter des Hauses.
Von Stadt und Land
«Damals habe ich im Baselbiet gewohnt und in der Stadt gearbeitet», so Silas, «ich habe das raue Landei- und Rampassen-Image genüsslich gelebt und zelebriert. Ich hätte mir nicht vorstellen können, nach Basel zu ziehen. Heute wohne ich in der Stadt, arbeite auf dem Land und möchte es nicht mehr anders haben. Es ist schon lustig, wie das Leben spielt.» Schon im Sommercasino hat sich Silas als umsichtiger Kopf erwiesen, als einer, der über den Tellerrand hinausschaut, als tatkräftiger vorwärtsdrängender Umsetzer. Als das Sommercasino 2016 an den Verein «Junge Kultur Basel» übergegangen ist, gab es dort für Silas keine Stelle mehr. Der Vater einer kleinen Tochter, getrennt von der Mutter lebend, zu fünfzig Prozent Betreuer des Kindes, entschied sich dann für eine volle vierjährige Ausbildung im Bereich der Sozialen Arbeit, bei JuAr Basel; Praxisort: Jugendzentrum PurplePark, Gundeli. Ausbildungsort: Luzern. Gleichzeitig zog er in die Stadt, in eine grosse Wohngenossenschaft, in der er inzwischen übrigens ein Vorstandsmandant hat und ausserordentlich aktiv ist. Letzteres, das kann man getrost so sagen, ist eines seiner Markenzeichen.
«Eine ganz intensive und schöne Zeit»
Während der Zeit seiner Ausbildung musste Silas finanzielle Härten in Kauf nehmen, im PurplePark hatte er also einen zusätzlichen kleinen bezahlten Job, als Putzmann des Hauses, auch den machte er als engagierter Praktiker sehr rigoros. Zudem hat er in dieser Zeit im ganzen Land an Freestyle-Rap-Battles teilgenommen, also an rauen Wettstreiten der Dialekt-Wortakrobaten, zu funky DJ-Musik. Zweimal ist er unter die ersten Acht des Landes gekommen. «Battle-Rap war mein Ventil, so habe ich Dampf abgelassen, Frustrationen und Druck verarbeitet. Heute bedeutet mir die Rolle, die ich an den Battles eingenommen habe, nichts mehr. Ich rappe nur noch privat, Freistil mit Freunden, ganz gemütlich,» erzählt Silas. Im PurplePark habe er einen grossen Gestaltungswillen gehabt, der im Team teilweise auch auf Widerstand gestossen sei. Silas: «Ich hatte viele Ideen, aber die musste ich immer sehr gut verkaufen, auch Hartnäckigkeit war gefragt, oft musste ich warten, musste eine Idee stetig weiterentwickeln, bevor sie vom Team angenommen wurde und ich sie umsetzen konnte. Die Umgestaltung der Räume im Obergeschoss war so ein Projekt, zunächst wurde es rundweg abgelehnt, dann habe ich eine Hürde nach der anderen genommen, am Ende konnte ich es verwirklichen. Das war nicht nur eine Schule der Offenen Jugendarbeit, sondern auch eine Schule der Geduld.» Was sagt er heute zu seiner Ausbildung bei JuAr Basel? «Eine ganz intensive und schöne Zeit, etwas vom Besten, das mir jemals widerfahren ist.»
Drinnen und draussen
Die Stelle als Leiter der Offenen Jugendarbeit Lausen hat er einen Monat nach dem Ende seiner Ausbildung angetreten. Hier hat er einen Raum zur Verfügung, auf dem Primarschulareal an der Unterdorfstrasse 11. Er macht aber auch auf dem gesamten Gemeindegebiet aufsuchende Jugendarbeit. «Heute, wo ich eben in der Stadt wohne, erlebe ich so quasi eine tägliche Heimkehr ins Baselbiet. Das geniesse ich. Was mir in Lausen auch gefällt, ist die Situation der kurzen Wege, hier redet man noch miteinander. Ich bin mit vielen Stellen in der Gemeinde vernetzt, kann mich jederzeit mit der Gemeinderätin, die für mich zuständig ist, austauschen. So kann ich sehr flexibel agieren. Ich arbeite partizipativ und bedarfsorientiert. Die Jugendlichen, mit denen ich es zu tun habe, sind zwischen 10 und 17 Jahre alt, der Schwerpunkt liegt allerdings aktuell eher bei den Jüngeren. Spontan kann ich entscheiden, ob ich den Jugendraum nutze oder meine Aktivitäten nach draussen verlege, das ist letztlich auch von der Jahreszeit abhängig. Diese Mischung aus Offener und Mobiler Jugendarbeit liegt mir. Das Klima unter den Jugendlichen ist sehr gut. Ich erlebe hier eine starke Identifikation mit der Gemeinde, wobei es keine Rolle spielt, aus welcher Kultur man stammt oder wie hoch das Einkommen der Eltern ist, Diskriminierung kommt praktisch nicht vor. Ich habe hier grosse Gestaltungsfreiheit, ich kann mich jederzeit mit meinem direkten Vorgesetzen in Liestal und meinen Kolleginnen und Kollegen in den anderen Gemeinden austauschen, in einem Klima des gegenseitigen Vertrauens. Mein Arbeitgeber ist die Stiftung Jugendsozialwerk Blaues Kreuz BL, ich bin Teil der Abteilung KJF (Kind, Jugend, Familie), welche als Netzwerkorganisation sehr effizient funktioniert. Ich fühle mich ausgesprochen wohl und kann mir vorstellen, hier noch für eine gute Weile zu arbeiten.»
Ist die «Fantasie der Jungen» am Ende eine Fantasie der Erwachsenen?

Ich weiss ja nicht, wie es Euch geht, aber ich tauche in der Adventszeit sowieso immer ein bisschen ab, in die Welt meiner Erinnerungen, in meine ganz persönlichen Träume von der Welt von gestern. Die ganze Corona-Geschichte, die uns alle so furchtbar einschränkt, auf uns selber zurückwirft, in der Biografie der meisten Menschen, die hier und heute leben, einen massiven Einschnitt darstellt, wie sie ihn vorher noch nie erlebt haben, befördert dieses Eintauchen bei mir noch. Eines meiner Lieblingsthemen ist dabei die Geschichte der kulturellen Reibereien zwischen Generationen und gesellschaftlichen Schichten, die unterschiedlichen kreativen Formen und symbolischen Muster, die diese Kulturkämpfe angenommen haben und annehmen. Gerade in Verbindung zu meiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit dem Thema Jugendarbeit, ergeben sich hier manchmal lustige Gedankenspiele. Deshalb werde ich Euch, geschätzte Leserinnen und Leser als Weihnachtsgeschichte wieder einmal einige Brocken aus der Vergangenheit vorwerfen, die ich aufgehoben habe, sie in die Höhe halte – und einigen Brocken aus unserer Gegenwart gegenüberstellen. Mass für Mass.
Von Christian Platz, Präsident JuAr Basel
Zu den Dummen gehören
Sagt die Mutter eines meiner Freunde, ihr Ton ist nicht gerade freundlich: «Diese Comics sind ja ganz einfach gestrickt, wollt Ihr eigentlich zu den Dummen gehören? Zudem verderben sie Eure Fantasie, weil all‘ die Bilder schon vorgegeben sind. Ihr müsst Euch nichts mehr selber vorstellen. Die Zeichnungen sind übrigens auch schlecht, so schäbig.» Dann drehte sie sich um, ging zurück in die Küche und klapperte mit dem Geschirr. Wieder einmal hatten wir es uns in der Stube am Boden bequem gemacht, mit einem Stapel Heftli vom Kiosk, mit «Silberpfeil» und «Lasso» ritten wir durch die Prärie, mit «Asterix» reisten wir zurück in die Antike und die «Geistergeschichten» von Bastei lehrten uns das Gruseln. Das kleine Schwesterli meines Freundes lief der Mutter nach und fragte an der Küchentür: «Gibt es auch gute Comix, Mami». Die Antwort: «Ja, Globi, das ist immerhin aus der Schweiz.»
Mucksmäuschenstill
Wir beiden neunjährigen Buben sahen uns an und verdrehten die Augen, bis sie uns beinahe aus dem Kopf fielen. Diesen Kinderkram findet sie gut…? Dann widmeten wir uns wieder der Welt der Zeichnungen und Sprechblasen («Diese Sprechblasen machen einem ja ganz Sturm im Kopf», hat meine Grossmutter einmal gesagt), dabei waren wir mucksmäuschenstill, das Umblättern der Seiten war das einzige Geräusch im Raum. Dieser Effekt wiederum war bei der Erwachsenenwelt durchaus beliebt.
Besuch im Sonnentempel und in den Strassenschluchten von New York
Also senkten wir unsere Köpfe über die farbigen Seiten, tauchten ein, ins Wunderland der Geschichten, die man immer wieder lesen und dabei jedes Mal neu erleben konnte. Mein Freund besuchte gerade zum x-ten Mal den Sonnentempel, zusammen mit Tim, Struppi und Kapitän Haddock, ich schwang mich mit «Der Spinne» durch die Strassenschluchten von New York, bei uns Buben gerade der letzte Schrei, obwohl ja 1974 war und die «Spider-Man»-Geschichte, die ich gerade las, wohl von 1965 oder 1966 stammte. Der deutsche Sprachraum hinkte damals immer ein bisschen hintendrein. Mit der Adaption US-amerikanischer Unterhaltungsmedien, die Kindern und Jugendlichen gefielen, war eine gewisse Zurückhaltung, eine gewisse Vorsicht verbunden, die uns Kindern immer wieder vorgeführt wurde.
Wir wussten, was gut ist: «Zack-Parade»
Die Primarlehrerin sagte gerne: «Dieses Zeugs aus Amerika» – und rümpfte die Nase, diese ablehnende Haltung empfand sie als ihre pädagogische Pflicht. Einmal sagte das Gotti eines Schulkameraden – wie der Kuckuck aus der Uhr war sie plötzlich im Türrahmen aufgetaucht -, als sie uns bei einem Comic-Exzess im Kinderzimmer überraschte: «Diese Heftli aus Amerika sind ganz schlecht für Euch, sie sind schäbig und hässlich, miese Produkte, reine Geldmacherei und ihr dummen Buben gebt Euer Sackgeld dafür aus. Euch kann man ja alles verkaufen.» Sie schlug die Tür zu. Ihr Ton war ganz schön geladen. Sie sprach aus echter, tief empfundener Überzeugung. So ein Anfall einer erwachsenen Person brachte uns allerdings keineswegs ins Wanken, wir zuckten mit den Schultern und lasen weiter, wir wussten, was gut ist. Wir hatten beide unterschiedliche Ausgaben der «Zack-Parade» in den Händen, eine Kollektion von Bubenträumen aus Frankreich in bundesdeutscher Version, eine Mischung aus Abenteuern und lustigen Geschichten. So konnten wir mit Michel Vaillant Formel 1 fahren, mit Andy Morgan die Weltmeere befahren und mit Dan Cooper durch die Lüfte fliegen.
Um die bunten Heftli wurde bei uns in den 1970er Jahren ein richtiger Kulturkampf geführt, wie 200 Jahre vorher um die Literaturgattung des Romans, der von den wesentlichen Pädagogen jener Zeit als verderblich für die Jugend eingeschätzt wurde. Wegen seiner dramatischen Schilderungen von fiktiven Ereignissen, die verführerisch seien und – ja, das war schon damals ein Thema – die Fantasie junger Menschen verderben würden. Diese «Fantasie junger Menschen», die behütet werden muss, ein schönes Thema, ist sie vielleicht eine Fantasie der Erwachsenenwelt?
Einfach von der Realität überrollt
Doch wer hat den Kulturkampf am Ende gewonnen? Keine Seite natürlich, wie immer. Denn beide Seiten wurden in den folgenden Jahren einfach von der Realität überrollt. Als ich 1989 in London wohnte und arbeitete, kaufte ich in einem jener riesigen, mehrstöckigen Comic Shops, so etwas gab es damals in der Schweiz noch nicht, drei ledergebundene Bände à je 500 Seiten, bibliophile Ausgabe der ersten Jahrgänge «Spider-Man», von «Die Spinne» also, in bestem Druck, auf prima Papier. Mit Einleitungen und Hintergrundgeschichten von Comic-Experten garniert, Geschichten über die Macherinnen und Macher der Comics, die natürlich viel Herzblut in ihre Arbeit, die ja ihr Leben war, gegossen hatten. Von all dem hat das Gotti meines Freundes 1974 nichts geahnt, sie hätte diese Entwicklung schlicht nicht auf dem Schirm haben können. Und natürlich steckte irgendwo in diesen Bänden auch jene Geschichte, in der ich damals steckte, als die Mutter meines Freundes ihren Anti-Comics-Anfall hatte.
Held auf Plakat
Gestern Abend war ich einkaufen, vor dem Coop hat es grosse Plakatwände, wer hier seine Werbung anbringen will, muss viel Geld dafür bezahlen. Zwei der Plakate sehen wie Kinowerbung aus. Sind sie aber nicht. Sie werben nicht für einen Film, sondern für eine Fernsehsendung, die man sich zuhause ansehen kann, wenn man Disney+ abonniert hat – oder sich die Serie auf seinem Computer gratis (und im Grunde illegal, aber es passiert nichts) herunterlädt, was die meisten jungen Menschen heute tun. Der springende Punkt: Die Serie, die hier angepriesen wird, ist von Marvel Comics, genau jener Firma, die uns einst «Die Spinne» beschert hat. Der Superheld mit Pfeil und Bogen, der hier im Zentrum steht (und heute recht anders ausschaut als damals), wurde ebenfalls Mitte der 1960er Jahre in den USA erfunden. 1974 hätten sich Mami, Gotti und die Primarlehrerin angesichts dieser Figur regelrecht geekelt. Heute hängt sie vor dem Coop und gehört ausgerechnet dem Konzern Walt Disney, der Marvel Comics vor geraumer Zeit aufgekauft hat – und die Geschichten, für meinen Geschmack, unangenehm versüsst. Sieht so die Fantasie unserer Jungen aus? Und schon fahre ich, als alt gewordener junger Mann, in einem gewissen Sinn auf der Gedankenspur des Gotti von 1974.
Die ganze Welt der Kultur verschenkt
Aber, trotzdem, die Beschleunigung, die wir seit dem Jahr 2000 erlebt haben, ist schon schwindelerregend. Wer seinem Kind zu Weihnachten 2021 ein Smartphone oder einen Laptop schenkt, verschenkt damit ja die ganze Welt der Kultur, von Leonardo Da Vinci bis Beethoven, von Louis Armstrong bis Snoop Doggy Dog, von Charlie Chaplin bis The Suicide Squad. Verschenkt die ganze Kultur dieser Welt für die (monatlich anfallenden) Kosten eines Endgerätes sowie eines Handy- und eines WLAN-Abos. Dies in einer Zeit, in der Kultur zum Gratis- und Billigprodukt verkommen ist, in der Copyright-Gebühren (noch vor wenigen Jahren ein Heiligtum) kaum mehr eine Rolle spielen, in der auch ein Kind mit einem Computer Zugang zu fast allen Inhalten hat, die auf dieser Welt jemals produziert wurden, in Wort, Ton, Bild, bei minimaler Kontrolle, wenn die Eltern nicht sehr genau hinschauen. Und die Trends aus den USA? Die kommen heute nicht mehr um Jahre verzögert zu uns, sondern noch am Tag, an dem sie erfunden werden. Die Welt ist klein geworden, in den Köpfen der Menschen. Zum Glück gibt es da draussen (noch) die Natur, die Wälder, die Berge, die – wenn man ihnen auf realem Terrain begegnet – nichts an Grösse eingebüsst haben.
«…bis er bricht.»
Ich wünsche Euch allen frohe Weihnachten und einen angenehmen Rutsch ins neue Jahr. Ich schliesse mit einem Zitat aus «Berlin Alexanderplatz», jenem unsterblichen Roman von Alfred Döblin, einem zentralen Werk der deutschen Moderne, des Expressionismus, welcher das Leben, die Zustände und die Haltungen seiner – oft verzweifelt-resignierten – Protagonistinnen und Protagonisten im Berlin der 1920er Jahre beschreibt: «Es ist aber in der Welt so eingerichtet, dass die dämlichsten Sprichwörter recht behalten, und wenn ein Mensch glaubt, nu’ ist gut, dann ist noch lange nicht gut. Der Mensch denkt und Gott lenkt, und der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht.»
Zwei Mal 20 Jahre JuAr Basel

Gleich zwei Erfolgsgeschichten durfte JuAr Basel in diesem Herbst feiern. Sowohl Marc Moresi als auch Roger Widmer haben am 1. Oktober ihr 20. Jahr bei JuAr Basel absolviert. Beide haben über Jahre auf unterschiedliche Weise unsere Organisation mitgeprägt. Eigentlich aber sind beide sogar schon länger für uns tätig gewesen.
Von Albrecht Schönbucher, Geschäftsführer JuAr Basel
Vom Zivi zum Hallenleiter
Marc Moresi absolvierte nach seinem Sportstudium den Zivildienst im damaligen Jugi «Barracuda» im Klybeck-Quartier. Am 1. Oktober 2001 konnte er die frei gewordene Mitarbeitenden-Stelle im belebten Jugendzentrum übernehmen. Als der Umzug vom alten „Barracuda“ ins neu erbaute Jugend- und Freizeitzentrum Dreirosen anstand, vertraute JuAr Basel ihm 2006 den Aufbau und die Leitung der im Brückenkopf eingerichteten neuen Freizeithalle an. Ein in dieser Form noch immer einmaliger Ort, in dem vermutlich ein Grossteil der Basler Familien und Kinder sich schon mehr als einmal auf Trampolinen und anderen Spiel- und Sportgeräten mit anderen zusammen vergnügte und nicht nur an Regentagen froh über diesen lebendigen Indoor-Spiel- und Begegnungsraum war.
Mitten im Brennpunkt Dreirosenareal
Marc Moresi ist mit unglaublichem Engagement, das weithin wahrgenommen worden ist – gerade auch durch seine vielen kompetenten medialen Auftritte – zum Gesicht der Freizeithalle geworden. Zusammen mit einem starken Team trug er wesentlich dazu bei, dass die Freizeithalle Dreirosen mit ihrem Bistro und dem wichtigen Beschäftigungsprogramm für junge sozialhilfeabhängige Menschen eine solch starke Playerin im Sozialen Basel geworden ist. Und das mitten in einem Brennpunkt, dem Aussenareal der Dreirosenanlage nämlich, in welchem er leidenschaftlich und konsequent zur Lebendigkeit aber auch Sicherheit beiträgt. Wir danken Marc für seinen riesigen Einsatz in intensiven zwei Jahrzehnten!
Vom Vorprakikant zum Jugileiter
Marcs ehemaliger Kollege Roger Widmer hat am 1. Oktober ebenfalls 20 Jahre in Festanstellung hinter sich gebracht. Und auch er hat vor dieser Zeit bereits ein Vorpraktikum und sogar seine gesamte Ausbildung zum Soziokulturellen Animator bei JuAr Basel absolviert, genauer gesagt wie Marc bei Waltraud Waibel im «Barracuda». Somit sprechen wir bei Roger sogar von über 25 Jahren JuAr Basel! Die ersten Jahre nach seiner Diplomierung arbeitete Roger Widmer als Springer in verschiedenen Jugendzentren, bis er gerne wieder als Mitarbeiter ins Jugi «Barracuda» zurückkehrte. Zusammen mit dem ganzen Team ging es 2006 in den Brückenkopf Dreirosen. Nach der Pensionierung von Waltraud Waibel, im Sommer 2013, wurde Roger die Leitung unseres Jugendzentrums Dreirosen anvertraut – die ersten Jahre zusammen mit Yasmine El-Aghar, die letzten mit Claudia Gunzenhauser.
Bye Bye auf dem Floss
Mit einem engagierten Team war Roger entscheidend daran beteiligt, dass unser Jugendhaus unter der Brücke noch immer eine schon fast magnetische Anziehungskraft auf Jugendliche ausübt. Unmittelbar nach diesem Jubiläum trat Roger zum 1. Dezember eine neue Stelle als pädagogischer Leiter einer Basler Tagesstruktur an, um noch einmal neue Herausforderungen anzunehmen. So sehr wir uns über seine neue Chance freuen, so sehr wissen wir auch, dass wir einen äusserst liebenswerten, von allen geschätzten, loyalen, wirklich witzigen und originellen Menschen in unserem Unternehmen verloren haben. Standesgemäss feierten wir gemeinsam mit etwas Wehmut seinen Abschied auf der Rheinfähre, wohin er langjährige Weggefährt*innen einlud. Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bei Roger und wünschen ihm viel Glück im neuen Job! Wir sind aber auch glücklich, dass mit Manuel Rämy teamintern ein talentierter und erfahrener Nachwuchsmann in die Leitung aufgestiegen ist!
